Vielerorts ist der Südostlink ein Zankapfel. Auch im oberfränkischen Wunsiedel soll die Stromtrasse vorbei kommen. Warum der Bund Naturschutz dennoch nicht klagt, ist neu.
Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) will nicht mehr juristisch gegen den Bau der Stromtrasse Südostlink bei Wunsiedel vorgehen. Zwar kritisiere man weiterhin das Konzept der großen Stromtrassen, jedoch sehe der Verband „in einzelnen Abschnitten keine Möglichkeiten, Trassen zu verhindern“, teilte der BN in München mit.
„Um dies in aller Deutlichkeit klarzustellen: Es handelt sich nicht um eine grundlegend neue Position, sondern um eine Anpassung unserer acht Jahre alten Position. Das Einzige, was wir entschieden haben, ist im Landkreis Wunsiedel nicht gegen den Südostlink zu klagen, da es auch unter anderem aufgrund der Beschleunigungsgesetzgebung keine Aussicht auf Erfolg gab“, sagte BN-Landeschef Richard Mergner.
Mergner: Keine 180-Grad-Wende
Mergner widersprach zugleich dem „Eindruck“, dass der BN die aktuellen Trassenpläne überall in Bayern akzeptiere. „Dem ist keineswegs so. Wir behalten uns auch weiterhin vor, gegen einzelne Trassen zu klagen, die unserer Meinung nach vermeidbar sind oder so massiv wertvollste Naturgebiete betreffen.“ Von daher dürfe aus seiner Sicht nicht von einer 180 Grad Wende die Rede sein. „Unsere alte Position ist lediglich neuen Gegebenheiten und Entwicklungen angepasst worden.“
Der Bau der Stromtrasse ist in der Region seit Jahren ein Dauerstreitthema. Er kürzlich hatte die oberfränkische Gemeinde Trogen mitgeteilt, den Bau auf ihrem Gebiet gerichtlich verhindern zu wollen. Die Gemeinde reichte beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Dienstag der vorigen Woche eine Klage sowie einen Eilantrag ein, wie ein Sprecher des Gerichts auf Anfrage mitteilte. Beides richtet sich gegen einen Planfeststellungsbeschluss der Bundesnetzagentur für den geplanten Abschnitt der Trasse von Münchenreuth im Landkreis Hof nach Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel.
Ab 2027 soll bereits Strom fließen
Über die Stromtrasse Südostlink soll ab 2027 grüner Strom von Klein Rogahn nahe Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern über Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt bis zu einem Netzverknüpfungspunkt bei Landshut transportiert werden. Der bayerische Abschnitt, der rein als Erdkabel verlaufenden Trasse, ist rund 270 Kilometer lang. Anfang November hatte der Netzbetreiber Tennet im Landkreis Hof begonnen, die ersten Kabel zu verlegen.
Nach Angaben von Tennet wurden gegen Südostlink in Bayern bislang sechs Klagen beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht und verhandelt. Alle seien abgelehnt worden. Die aktuelle Klage der Gemeinde Trogen wurde dabei noch nicht berücksichtigt.