Volkswagen beendet das von Menschenrechtlern und Investoren scharf kritisierte Engagement in der chinesischen Unterdrückungs-Provinz Xinjiang und ordnet sein Chinageschäft neu.

Volkswagen beendet das von Menschenrechtlern und Investoren scharf kritisierte Engagement in der chinesischen Unterdrückungs-Provinz Xinjiang und ordnet sein Chinageschäft neu.

VW beseitigt einen Makel. Nach langen Verhandlungen mit seiner Partnerfirma gab der Autohersteller am Mittwoch bekannt, dass er seine Standorte in der chinesischen Provinz Xinjiang an ein Staatsunternehmen verkauft hat. Das Engagement von VW in der Provinz brachte Volkswagen weltweit in große Schwierigkeiten. Menschenrechtler und Investoren warfen dem Autobauer vor, dass er damit die staatliche Unterdrückung der Bevölkerungsgruppe der Uiguren in der Provinz unterstützt. 

Jahrelang sah sich der Konzern bei Produktschauen und Hauptversammlungen mit Protesten konfrontiert. Immer mehr Fondsgesellschaften drohten, das Unternehmen für Investitionen zu sperren, die Nachhaltigkeitskriterien genügen. Seit über einem Jahr versucht Volkswagen daher die Standorte möglichst geräuschlos abzustoßen, die er einst aus politischer Gefälligkeit gegenüber der chinesischen Partei- und Staatsführung aufgebaut hat. Kommentar VW Volkswagen Manager Gehälter 15:13

Jetzt versteckte der Autohersteller den Rückzug in einer Mitteilung zur Neuordnung seines Chinageschäfts. Diese Neusortierung soll dazu beitragen, dass das kriselnde Geschäft von VW im weltweit größten Automarkt wieder technisch und kommerziell an Schwung gewinnt. Konkret geht es um das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Schanghaier Staatskonzern SAIC. Die Kooperation geht noch auf VWs Anfänge in China vor vier Jahrzehnten zurück, als der Markteintritt nur in solchen Joint Ventures möglich war. 

Nun haben VW und SAIC ihre Vereinbarung bis 2040 verlängert, gleichzeitig aber beschlossen, schneller und mehr elektrifizierte Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, die sich in China inzwischen besser verkaufen als Verbrenner. Wichtig ist dabei, dass schon im Jahr 2026 neue Modelle mit Range Extender oder Hybridantrieb kommen sollen. Das ist ein in China schnell wachsendes Marktsegment, bei dem Volkswagen bisher praktisch ohne Angebot dasteht. „Wir stellen so unsere Partnerschaft wirtschaftlich und technologisch zukunftssicher auf“, ließ sich VWs Chinavorstand Ralf Brandstätter in einer Mitteilung zitieren. STERN PAID 46_24 VW Betriebsrat Streik 0830

Volkswagen hat ein weiteres Joint Venture

Längst hat sich das Verhältnis in dem Gemeinschaftsunternehmen teilweise gedreht. Jahrzehntelang war VW für die Technik zuständig, SAIC sorgte für den Marktzugang und profitierte dabei vom Know-how-Transfer aus Deutschland. Jetzt ändert sich die Rolle des Staatskonzerns SAIC, der VW mit der Marke MG auch in Europa zunehmend Konkurrenz macht: Zunehmend setzten die Chinesen auch technologische Impulse. So hat die VW-Marke Audi bereits eins von zwei neuen Modellen vorgestellt, die weitgehend auf Technik von SAIC basieren. 

Die Neuordnung war auch deswegen schwierig, weil die Verbindung von SAIC nur eins von zwei großen Joint Ventures von VW in China ist. Und zuletzt war es zu Konflikten zwischen dem Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC einerseits und dem anderen großen Joint Venture mit dem ebenfalls staatlichen Konzern FAW gekommen. Diese Streitigkeiten hatten dem Absatz von VW in seinem wichtigsten Markt zusätzlich geschadet. Durch die Neuordnung hofft der Konzern, dass nun wieder Frieden herrscht.

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