1989 erschossen die Menendez-Brüder ihre Eltern. Jetzt soll ein Richter neue Beweise prüfen, die angeblich einen sexuellen Missbrauch durch den Vater offenbaren.

1989 erschossen die Menendez-Brüder ihre Eltern. Jetzt soll ein Richter neue Beweise prüfen, die angeblich einen sexuellen Missbrauch durch den Vater offenbaren.

Am 20. August 1989 begingen die Brüder Erik und Lyle Menendez ein brutales Verbrechen: Mit einer Schrotflinte erschossen die damals 18 und 21 Jahre alten Geschwister ihre Eltern, José und Kitty Menendez, in ihrem Haus in Beverly Hills mit einer Schrotflinte. Dann fuhren sie zu einem Festival, um sich ein Alibi zu verschaffen. Erst vor kurzem geriet der Fall durch die Netflix-Serie „Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez“ und der Dokumentation „Die Brüder Menendez“ wieder in die Schlagzeilen. 

Ein halbes Jahr später wurden sie vor Gericht für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. Ihre Verteidiger argumentierten damals, dass sie von ihrem Vater sexuell missbraucht worden seien. Die Staatsanwaltschaft bestritt dies und beschuldigte sie, ihre Eltern aus finanziellen Motiven getötet zu haben. In den darauffolgenden Jahren scheiterten die Brüder wiederholt mit Berufungen gegen ihre Verurteilungen.

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Jetzt soll ein Richter am Montag erneut über das Schicksal der heute 53 und 56 Jahre Brüder entscheiden. Ihre Anwälte reichten im Mai 2023 einen Habeas-Corpus-Antrag ein – einen Antrag, bei dem ein Gericht prüfen soll, ob jemand rechtmäßig inhaftiert ist – und forderten den Richter auf, neue Beweise für den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater zu prüfen. „Neu entdeckte Beweise stützen direkt die Verteidigung, die während des Prozesses vorgebracht wurde“, heißt es in dem Antrag.

Erik und Lyle Menendez: Neue Beweise sollen Missbrauchsvorwurf stützen 

Zu den neuen Beweisen gehört ein Brief, den Erik Menendez 1988 an seinen Onkel Andy Cano geschrieben haben haben soll, in dem er den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch durch seinen Vater beschrieb. Die Anwälte wussten damals nichts von dem Schriftstück, der somit als neues Beweismaterial gilt, das die Vorwürfe von Erik gegen seinen Vater untermauern soll. 

Weitere neue Beweise kamen ans Licht, als Roy Rossello, ein ehemaliges Mitglied der lateinamerikanischen Popgruppe Menudo, erklärte kürzlich, er sei in den 1980er Jahren von José Menendez unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden. Menudo stand damals unter Vertrag bei RCA Records, wo der Vater der Brüder als Chief Operating Officer tätig war. Rossello legte den Anwälten der Brüder eine entsprechende unterzeichnete Erklärung vor.

Da die Beweise im Prozess nicht vorlagen, konnte die Staatsanwaltschaft damals behaupten, dass es keine Bestätigung für den sexuellen Missbrauch gab und dass José Menendez nicht der „Typ Mensch“ sei, der Kinder missbrauchen würde.

Die Brüder Lyle (l.) und Erik Menendez bei ihrem Prozess im Jahr 1990
© Nick Ut

Die Staatsanwaltschaft empfahl letzten Monat eine neue Strafbemessung für die Brüder. Sie argumentierte, dass die beiden an ihrer Rehabilitierung gearbeitet, Reue gezeigt und im Gefängnis ein gutes Verhalten bewiesen hätten. Der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, forderte kürzlich neue Strafen von 50 Jahren bis lebenslang. Damit könnten die Brüder sofort für eine Bewährung infrage kommen, da sie bei der Ermordung ihrer Eltern jünger als 26 Jahre alt waren.

Richter Michael Jesic vom Superior Court wird den Antrag auf Neufestsetzung der Strafe am 11. Dezember prüfen, aber bereits am Montag die im Habeas-Corpus-Antrag angesprochenen Missbrauchsbeweise behandeln. Mögliche Folgen wären:

eine unmittelbare Freilassungeine Bewertung der Beweislage oder die Hoffnung auf Begnadigung 

Sehen Sie oben im Video: Der im Vergewaltigungsprozess angeklagte Dominique Pelicot wird nun in weiteren Vergewaltigungsfällen als möglicher Täter angesehen. Auch ein Mord wird zurzeit untersucht.

Quelle: Associated Press