Bosch will in seinem Werk in Hildesheim jeden zweiten Job streichen. Die IG Metall zeigt sich entsetzt und kündigt Widerstand an.

Bosch will in seinem Werk in Hildesheim jeden zweiten Job streichen. Die IG Metall zeigt sich entsetzt und kündigt Widerstand an.

Die IG Metall will sich gegen den geplanten Stellenabbau bei Bosch in Hildesheim wehren. „Wir lassen uns das nicht gefallen“, sagte Karoline Kleinschmidt, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim, der Deutschen Presse-Agentur. Die Gewerkschaft bereite schon Aktionen vor, um gegen die Pläne zu protestieren. Am Montag soll es in Hildesheim eine Betriebsversammlung geben.

Der Zulieferer Bosch hatte zuvor angekündigt, angesichts der Krise in der Autoindustrie mehr Stellen streichen zu wollen als bislang bekannt. In den kommenden Jahren könnten 5.500 Stellen wegfallen, davon 750 in Hildesheim, wo Komponenten für E-Autos hergestellt werden. Das wäre laut Gewerkschaft rund die Hälfte der bisher 1.500 Stellen am Standort. Ein Großteil des Abbaus soll bereits bis Ende 2026 erfolgen. Rund 300 der 1.500 Mitarbeiter haben laut Gewerkschaft befristete Verträge, die bis 2026 ausliefen.

Bei den Zahlen handelt es sich nach Angaben von Bosch um Planungen. Genaue Zahlen seien Teil der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern, die nun beginnen sollen. Der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden. Es gelte weiter die im Mitte 2023 geschlossenen Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausschließt.

Die Ankündigung sei ein „ein ganz herber Schlag für die Belegschaft und die ganze Region“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies. „Ich bin nicht bereit, das so zu akzeptieren“, so der SPD-Politiker. „Ein so erheblicher Stellenabbau schwächt den Standort insgesamt. Betriebsbedingte Kündigungen darf es nicht geben. Das ist meine klare Erwartung an die Geschäftsführung.“ Er sei hierzu mit Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsführung im Austausch.

Betriebsrat empört über Sparpläne

Der Hildesheimer Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer zeigte sich entsetzt über die Pläne. „Das Werk Hildesheim hat sich die Transformation von Verbrenner-Produkten hin zu Zukunftsprodukten der E-Mobilität über viele Jahre hart erarbeitet“, sagte er laut Mitteilung. „Wenn an diesem Standort nun tatsächlich Personal abgebaut werden soll, wäre das ein fatales Signal für alle Standorte, die diese Transformation noch vor sich haben. Mit Personalabbau gestaltet man keine Zukunft. Hierfür sind weitsichtige Ideen nötig.“

Bereits im August hatte die IG Metall auf einer Betriebsversammlung vor einer drohenden Werksschließung 2027 gewarnt. Und sie gehe weiter von einer drohenden Schließung des kompletten Standorts aus, sagte Kleinschmidt. „Es wird insofern keine Schließung sein, weil von 1.500 Stellen vielleicht noch 100 übrig bleiben.“ Eine Produktion werde es dann aber kaum noch geben. „Das ist ein Sterben auf Raten.“ 

„Sterben auf Raten“

Schon jetzt sei zu beobachten, dass Bosch kaum noch Aufträge an den Standort gebe, sagte die Hildesheimer IG-Metall-Chefin. „Aufträge sind schon da, aber sie gehen nicht nach Hildesheim.“ An dem früheren Standort für Anlasser werden heute vor allem E-Auto-Getriebe Temperaturfühler produziert.

Die Hersteller rufen nach Angaben von Bosch zum Beispiel deutlich weniger Teile für E-Autos ab, was in Hildesheim zu Personalüberhängen führt. Außerdem entwickle sich der Markt für Zukunftstechnologie anders als von Bosch erwartet: Fahrerassistenzsystemen und Lösungen zum automatisierten Fahren würden nicht so nachgefragt, wie prognostiziert. Aktuell würden viele derartige Projekte seitens der Hersteller zurückgestellt oder aufgegeben, hieß es.