Susan Smith tötete vor 30 Jahren ihre beiden Kinder. Die damals 23-Jährige wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt beantragte sie erstmals eine Anhörung auf Begnadigung.

Susan Smith tötete vor 30 Jahren ihre beiden Kinder. Die damals 23-Jährige wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt beantragte sie erstmals eine Anhörung auf Begnadigung.

Es ist der 25. Oktober 1994, als Susan Smith aus dem kleinen Ort Union im US-Bundesstaat South Carolina ihre beiden Söhne (14 Monate und drei Jahre) als vermisst meldet. Die damals 23-Jährige erzählt der Polizei, dass sie Opfer eines Überfalls wurde. Ein Afroamerikaner sei an einer roten Ampel in ihren Wagen gesprungen, habe sie zum Aussteigen gezwungen und sei mit den beiden Kindern auf dem Rücksitz davongefahren. 

Der Fall erschüttert das ganze Land. Neun Tage lang spielt Susan Smith vor den Augen der Presse die trauernde Mutter. Der ganze Ort steht der Mutter bei und hilft den Rettungskräften bei der Suche. Nationale und internationale Medien interessieren sich für den Fall. Doch dass der Entführer die Mutter zurücklässt und die Kinder mitnimmt, kommt vielen verdächtig vor. 

Susan Smith gesteht Mord an ihren beiden Kindern

Auch die Ermittler sind von der Geschichte von Susan Smith nicht überzeugt, da sie einige Ungereimtheiten enthält. So wie die rote Ampel, an der sie allein gestanden haben will. Diese wird jedoch nur rot, wenn ein anderes Auto von der Seite kommt. Smith kann also nicht allein an der Ampel gestanden haben. Und auch andere Teile der Geschichte ergeben keinen Sinn.

STERN PAID 21 22 Die toten Kinder von Solingen 12.00

Schließlich gibt sie zu, ihre Söhne im nahe gelegenen John D. Long Lake ertränkt zu haben, indem sie ihren Wagen eine Bootsrampe hinunter und in den See rollen ließ. Eine Rekonstruktion der Ermittler zeigte später, dass es sechs Minuten dauerte, bis der Mazda unter die Wasseroberfläche getaucht war, während Kameras im Inneren zeigten, wie das Wasser durch die Lüftungsöffnungen in das Auto eindrang und stetig anstieg. Die Leichen der Jungen werden kopfüber in ihren Autositzen baumelnd gefunden, eine winzige Hand gegen ein Fenster gepresst. Selbst gestandene Polizisten brechen bei dem schrecklichen Anblick in Tränen aus.

Waren die Söhne ein Störfaktor?

Im Prozess stürzt sich die Verteidigung auf das Gutachten eines international anerkannten forensischen Psychiaters, der ihr Leben von einer schweren traumatischen Kindheit bis zum Tod ihrer zwei Söhne nachzeichnet. Demnach soll der Vater der Familie regelmäßig mit Suizid oder Gewalt gedroht haben. Nach der Scheidung erschoss er sich mit einer Schrotflinte. Die Mutter heiratete erneut und der Stiefvater soll Smith wiederholt sexuell missbraucht haben. Schließlich soll sie mehrmals versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Ärzte diagnostizierten bei ihr eine Borderline-Störung, eine psychische Erkrankung. Betroffene haben starke Verlustängste, neigen zu extremen Stimmungsschwankungen und mangelnder Impulskontrolle. Mehrfach trennen sie und ihr Ehemann sich und haben außereheliche Affären. Die Verteidigung erklärt, es habe sich bei der Tötung um einen missglückten Suizidversuch gehandelt, beschreibt sie als labile und unzurechnungsfähige Frau, die im letzten Moment reflexartig aus dem Wagen gesprungen sei.

Die Staatsanwaltschaft macht hingegen ihre Liaison mit dem Sohn eines adeligen Großunternehmers als Motiv geltend. Der schrieb ihr am 17. Oktober 1994, also nur eine Woche vor dem Mord an ihren Kindern, einen Brief. Darin beendete er die Beziehung, weil er sich an ihren beiden Kindern störte.

Susan Smith, damals 23, mit Ehemann David Smith. In der Hand hält sie ein Foto ihrer beiden Söhne

Am 22. Juli 1995 wird Susan Smith zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Obwohl der leitende Staatsanwalt Tommy Pope – genau wie der Vater der beiden Kinder – für Susan Smith die Todesstrafe fordert, stimmen die Geschworenen dagegen. Im Gefängnis beginnt Smith Affären mit mindestens zwei Wachen. Auch mit Insassinnen soll sie sexuelle Beziehungen gehabt haben. Hinzu kommen Drogenmissbrauch und Selbstverletzungen.

Bewährungsanhörung im November

Kommenden Monat könnte sie nach 30 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden. Wie die Nachrichtenagentur „Associated Press“ berichtet, ist die Anhörung für die heute 53-Jährige für den 20. November angesetzt. Bewährungsanhörungen werden in South Carolina virtuell durchgeführt, wobei der Häftling per Videoanruf aus dem Gefängnis zugeschaltet wird. Eine Bewährung wird in South Carolina nur in etwa acht Prozent der Fälle gewährt. Sie ist weniger wahrscheinlich, wenn ein Häftling zum ersten Mal vor dem Ausschuss erscheint, in berüchtigten Fällen oder wenn Staatsanwälte und die Familien der Opfer dagegen sind. Smith fällt in alle Kategorien.

Auch der Vater der getöteten Kinder will bei der Anhörung dabei sein. Das Ex-Paar hat seit ihrem Geständnis nicht mehr miteinander gesprochen. In einem Interview mit Court TV vor rund einem Monat sagte David Smith, es falle ihm schwer, sich an seine Söhne zu erinnern. Er sagte, er habe seiner ehemaligen Frau zwar vergeben, aber das ändere nichts an der Tatsache, dass sie ihre Kinder getötet habe und er der Meinung ist, dass sie niemals freikommen dürfe.

Sehen Sie oben im Video: Der im Vergewaltigungsprozess angeklagte Dominique Pelicot wird nun in weiteren Vergewaltigungsfällen als möglicher Täter angesehen. Auch ein Mord wird zurzeit untersucht.

Quellen: Associated Press, ZDF-Info,Court-TV