Alle Freundinnen haben eine Erbschaft und sie muss den Urlaub streichen, weil das Geld nicht reicht. Eine Frau erlebt, wie das Thema Erbschaft ihren Freundeskreis spaltet.

Alle Freundinnen haben eine Erbschaft und sie muss den Urlaub streichen, weil das Geld nicht reicht. Eine Frau erlebt, wie das Thema Erbschaft ihren Freundeskreis spaltet.

Geerbt wurde schon immer, doch nur in der Oberschicht wurden echte Vermögen weitergegeben. Heute haben große Teile der vielgescholtenen Boomer große Werte zusammengetragen – also kommen auch große Teile der nachwachsenden Generation in den Genuss einer stattlichen Erbschaft. 

Allerdings erben beileibe nicht alle, und das schmerzt, findet eine Autorin der „Daily Mail“, die lieber anonym bleiben möchte. Aus gutem Grund, sie kann sich nicht über den Geldsegen freuen, der über Freunde und Bekannte niedergeht. Die „Erblücke“ macht ihr zu schaffen.

In den Vierzigern beginnt das Erben-Alter 

Ihre beste Freundin „Ellie“ musste unlängst den Tod ihres Schwiegervaters verkraften. Zum Trost hinterließ er Ellie und ihrem Ehemann ein großes Vermögen. Stolz führte Ellie der Autorin ihren nagelneuen neuen Land Rover Defender vor, den „alten“ Volvo SUV konnte sie nicht mehr sehen. Die Autorin muss daran denken, dass der Volvo nur ein paar Jahre auf dem Buckel hatte und sie und ihr Mann sich einen acht Jahre alten Gebrauchtwagen gegönnt haben und den immer noch abbezahlen. Erbschaft   6.30 

Während ihr die Preiserhöhungen der Privatschule zusetzen und sie dafür Renovierung und Urlaub streichen muss, zuckt Ellie beim Thema Schuldgeld nur mit den Schultern.

Die Autorin spürt, dass der Geldsegen einen Keil zwischen sie treibt. Auch weil die Freundin so tut, als habe sich gar nichts geändert. Und das, obwohl sie ihre Arbeitstage auf zwei reduziert, „einen Karibikurlaub genossen hat und derzeit einen Familienskiurlaub in Chamonix plant“, rechnet die Autorin akribisch nach. 

Bislang ist das Leben aller Personen in ihrem Bekanntenkreis in etwa gleich verlaufen. Für die Anzahlung der ersten Wohnung bekam man etwas Anschubkapital von Eltern oder Großeltern. Dann hieß es: hocharbeiten. Der Großteil des verfügbaren Einkommens wurde für Restaurants und Ausgehen ausgegeben, später kamen dann Hochzeiten, Urlaube, Renovierungen und die Kinder.

Erbschaftsneid nagt an ihr

Trotz guter Jobs kommt so nie ein großes Vermögen zusammen. Inzwischen sind alle in den Vierzigern angelangt. Und nun teilt die „Erbschaftskluft“ die Gruppe. Angesichts der nächsten 20 Jahre Hypothekenzahlungen und steigender Rechnungen könnten sie und ihr Gatte auch etwas Hilfe gebrauchen, klagt die Autorin. Schon die Privatschule für ein einziges Kind führt dazu, dass sie sich weder teure Urlaube noch schicke Essen leisten könnten. Sie müssten auf die Dinge verzichten, die das Leben erst lebenswert machten. 

Die anonyme Frau gibt zu: „Ich bin nicht stolz darauf, aber ich empfinde schon einen Groll gegen diejenigen, die entweder eine hübsche Summe erben oder immer auf das Geld von Mama und Papa zurückgreifen können.“

Die Autorin steht nicht allein. Das britische Institute for Fiscal Studies (IFS ) hat genauer hingeschaut, was es für diese Generation bedeutet, wenn einerseits das Arbeitseinkommen im Generationenvergleich stagniert oder sogar abnimmt, umgekehrt aber das Kapital, das vererbt wird, permanent zunimmt. Das Ergebnis: Das Lebenseinkommen der Wohlhabenderen speist sich zu 29 Prozent aus dem Erbe. Und das obwohl sie schon hohe Einkommen haben. Bei den Ärmeren sind es nur fünf Prozent und auch diese bezogen auf ihre niedrigen Gehälter. In absoluten Zahlen ist der Unterschied noch gewaltiger (Die Erbschaft entscheidet, ob Millennials gut leben können oder knausern müssen).

Erbe Gen x 17:04

Freundeskreis teilt sich 

Die Autorin hat wenig Verständnis für die Sorgen der Erbengeneration. Die Eltern einer weiteren Freundin verkauften das Ferienhaus und teilten das Geld unter den Kindern. Die Freundin freute sich zwar über die Finanzspritze, aber trauert, dass das Refugium an der Küste nun nicht mehr zur Verfügung steht. Obendrein hatten die Eltern auch den Familienwohnsitz – für fünf Millionen Pfund – veräußert und den Großteil des Erlöses an die Kinder gegeben. Die nächste Freundin verlor gleich beide Eltern. Tragisch, das Unglück brachte die Bekannte allerdings in den Besitz eines staatlichen alten Pfarrhauses. „Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass sie sich um Geld nie wieder Sorgen machen muss.“

Sie grämt sich um die Studienkosten der Kinder, die auf sie zukommen. Die alten Freunde verkehren auf einmal auf Landsitzen, mit Fasanenportraits an den Wänden. Für die Autorin, die zu diesen illustren Treffen nicht eingeladen wird, der Gipfel der Dekadenz. Das Generationenvermögen macht den Unterschied. Den einen fällt ein Chalet in Chamonix oder ein Landsitz mit Autosammlung in den Schoß, die anderen sind froh, wenn sich einen verregneten Urlaub in einer Pension leisten können. Wollte sie sich einen schicken Land Rover wie Ellie leisten, müsse sie etwa zehn Jahre sparen, überschlägt die Autorin resigniert. „Ich kann nicht leugnen, dass ich ein bisschen neidisch bin. Jetzt gibt es eine Kluft, die wir vielleicht nie überwinden können.“ 

Quelle: Daily Mail