In letzter Sekunde entschloss sich Ralf Dümmel bei der "Höhle der Löwen" zu einem Deal. Seine jüngeren Investoren-Kollegen hingegen zeigten die kalte Seite des Kapitalismus. 

In letzter Sekunde entschloss sich Ralf Dümmel bei der „Höhle der Löwen“ zu einem Deal. Seine jüngeren Investoren-Kollegen hingegen zeigten die kalte Seite des Kapitalismus. 

Wenn in der „Höhle der Löwen“ die Musik anhebt und die Emotionen Richtung Erlösung pusht, weiß man: Jetzt wird alles gut. Doch selten war ein Showdown aufwühlender und unerwarteter als beim Pitch von „Feelnature“. Im Mittelpunkt: Ralf Dümmel, der Bauch-Kapitalist mit Tendenz zu Sympathie-Deals. Seine Gegenspieler: Janna Ensthaler und Tillman Schulz, zwei Business-Hardliner mit Tendenz zu Investment-Deals. Alte Schule gegen neue Härte.

Dümmel hatte sich früh aus den Verhandlungen um die Instant-Becher verabschiedet, in denen Bulgur mit unterschiedlichen Saucen aufgekocht werden kann. Er habe in einer früheren Sendung bereits in Couscous-Bowls investiert, teilte er dem „Feelnature“-Erfinder mit. Der stand merklich unter Druck: Kein frisches Kapital hätte das Ende seiner Firma bedeutet. Er brauchte einen Deal. 

Insolvent, Millionär: Was aus den alten DHDl gründern wurde_10.30

„Höhle der Löwen“: Kein Deal für schicke Rollatoren

Es machte den Anschein, als würden Schulz und Ensthaler den Angstschweiß des 30-Jährigen riechen und empfänden eine morbide Freude daran, ihn noch extra zu grillen. Im Duo machten sie ihm ein unmoralisches Angebot: 40 Prozent Beteiligung bei einem Witz-Investment von 80.000 Euro. Als der Gründer nicht gleich einschlug, erklärte Schulz die Verhandlungen für beendet („Dein Hadern führt auch bei mir zu einem Hadern“). Und Ensthaler zischte hinterher: „Ich fühle nicht den Anfangsfunken einer coolen Zusammenarbeit.“ Ein eiskalter Hauch durchzog die „Höhle“ – bis Ralf Dümmel sein Herz in beide Hände nahm. „Ich lass dich nicht gehen“, sagte er, „ich mach das mit dir.“ Umarmungen, Tränen, ein großes, berührendes Happy End.

Nicht ganz so emotional ging es bei Dümmels anderem Deal zu. Mit „Fredis“ – Plexiglas-Panels für die Dusche, die mit Saugnäpfen befestigt und an die Wasserarmaturen angeschlossen werden – will ein Gründerpaar Kindern die Angst vor dem Duschen nehmen. Nils Glagau verstand das Problem nicht: Duschen sei bei seinen Kindern nie ein Problem gewesen („Wir haben mehr aus der Badewanne heraus gearbeitet“). Beim Umsatz wurde aber auch er hellhörig. Beeindruckende 440.000 Euro konnte das Start-up bereits nur mit dem Verkauf in seinem Webshop erwirtschaften. Mit der Unterstützung von Dümmel sollen jetzt noch etliche Millionen dazukommen. Der stern hat „Fredis“ getestet. AF_DHDL-Test Fredis Kinderdusche

Wie gewohnt gingen in der Show auch Gründerideen baden. Eine 74-Jährige von imponierender Rüstigkeit stellte ihren „CityCaddy“ vor, einen Design-Rollator mit schicker Shoppingbag. „Auch ältere Menschen haben ja ihren Geschmack nicht verloren“, sagte sie und ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als einige Löwen den hohen Preis monierten (über 1000 Euro). Teuer sei ein schwieriges Wort, konterte die ehemalige Designprofessorin kühl. Letztlich verhinderten simple betriebswirtschaftliche Kalkulationen einen Deal. Carsten Maschmeyer: „Die Zielgruppe ist so spitz wie eine Nadelspitze.“

Sichtbarkeit Frauen Elke Jensen 13.05

Neuer Trend: Präbiotika-Produkte

An den Zahlen scheiterte auch die Erfinderin von „Season“. Mittels KI will die App Frauen helfen, ihren Alltag besser mit den unterschiedlichen hormonellen Phasen ihres Zyklus in Einklang zu bringen. Ein ziemlich faszinierendes Kalender-Konzept, das den Monat in Leidens- und Leistungsperioden unterteilt. Aber: Das Programm ist noch nicht live, und die Jung-Unternehmerin versetzte die Jury in eine Mischung aus Entsetzen und Erheiterung, als sie für das erste Jahr nach Start eine Umsatzprognose von 7 Millionen Euro verkündete. „Das sind 120.000 Jahresabos“, rechnete Ralf Dümmel ungläubig vor. Selbst „Wunschlöwin“ Tijen Onaran konnte die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen: „Ich habe nicht genügend Kapazitäten, um dir so viel Aufmerksamkeit zu geben, wie du brauchst.“

Dass dagegen Haferriegel von der Marke „bae“ einen 300.000-Euro-Geldregen erhielten, mag verwundern. Der USP der süßen Knabbereien: Sie sind mit darmfreundlichen Präbiotika versetzt und enthalten 40 Prozent weniger Zucker. „In der USA sind die Regale voll mit Präbiotika-Produkten“, wusste Tillman Schulz zu berichten und diagnostizierte einen Trend, der auch bald in Deutschland voll durchbrechen würde. Als die beiden Gründerinnen 5 Prozent der von Schulz geforderten 25 Prozent Anteile an einen Meilenstein knüpften, willigte der Investor mit kernigen Worten ein: „Ihr seid abgewichst, aber geil.“

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