Die Stadt Neubrandenburg will keine Regenbogenfahne mehr am Bahnhof hissen – und Oberbürgermeister Silvio Witt verkündet seinen Rücktritt. Nun hat er seinen Schritt erklärt.

Die Stadt Neubrandenburg will keine Regenbogenfahne mehr am Bahnhof hissen – und Oberbürgermeister Silvio Witt verkündet seinen Rücktritt. Nun hat er seinen Schritt erklärt.

Silvio Witt, parteiloser Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg, hat die Nase voll und plant den vorzeitigen Rücktritt von seinem Amt. Im Mai 2025 werde er als Oberhaupt der drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns abtreten, teilte der 46-Jährige via Facebook mit. Nun hat er sich zu den Gründen geäußert.FB1

Anlass des Schrittes sei ein Beschluss der Neubrandenburger Stadtvertretung, des Kommunal-Parlaments. Deren Abgeordnete haben entschieden, dass die Regenbogenfahne am Bahnhof der Stadt nicht mehr gehisst werden soll. Wegen wiederholter Angriffe auf die Flagge – in der Vergangenheit hatten Unbekannte sie mehrmals gegen eine Fahne mit Hakenkreuz ersetzt – sei die Entscheidung notwendig gewesen.Die schönsten Bilder vom CSD in Berlin 18:28

Regenbogenfahne in Neubrandenburg mit Hakenkreuz-Flagge ersetzt

Den Antrag stellte laut Medienberichten der ebenfalls parteilose Neubrandenburger Unternehmer Tim Großmüller von der Wählergemeinschaft Stabile Bürger für Neubrandenburg. Dieser habe gefordert, „das Wappen der Stadt nicht mehr in Verbindung mit der Regenbogenflagge zu nutzen.“

Seit mehr als 40 Jahren steht die Regenbogenfahne in Deutschland wie auch international als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit traditionellen Rollenbildern von Mann und Frau oder anderen das Geschlecht und die Sexualität betreffenden Normen identifizieren. Als Erkennungssymbol nutzen die Flagge etwa Lesben, Schwule, Bisexuelle oder Transmenschen.Thomas Hitzlsperger Interview Bilanz zehn Jahre Outing 8.05

Oberbürgermeister Witt hatte sich in den vergangenen Jahren für eine weltoffene und tolerante Stadt Neubrandenburg ausgesprochen – er übernahm unter anderem die Schirmherrschaft von Christopher-Street-Day-Veranstaltungen. Auf sozialen Medien hatte sich der 45-Jährige auch selbst mit der Regenbogenfahne gezeigt. 

„Da ist schon ’ne Menge passiert“

Bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung in Berlin sagte Silvio Witt jetzt laut eines Mitschnitts, den der NDR veröffentlichte, zur Entscheidung der Stadtvertretung: „Da ist schon ’ne Menge passiert, da ist schon ’ne Menge Druck, der ausgeübt wird.“ Irgendwann habe das Auswirkungen auf sein Umfeld, auf seinen Ehemann, seine Familie und Freunde gehabt. Ein Schlüsselerlebnis sei gewesen, als seine Mutter ihm morgens eine Whatsapp-Nachricht geschickt habe mit dem Inhalt: „Heute ist es nicht so schlimm, was in der Zeitung steht.“

Unterdessen ist eine Petition für die erneute Benutzung der bunten Fahne gestartet worden. Damit fordern die Initiatoren die Stadtvertretung auf, die Entscheidung rückgängig zu machen und das Hissen der Regenbogenflagge zuzulassen, wie sie auf der Internetplattform Change.org schreiben. Zu Wochenbeginn hat die bereits mehr als 6600 Stimmen gesammelt.

Witts reguläre Amtszeit dauert eigentlich noch bis 2029. Er war im Jahr 2022 mit großem Vorsprung vor seinem Gegenkandidaten im Amt bestätigt worden.

Quellen: „Welt.de“, NDR, DPA