Etwa jeder fünfte Betrieb der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie plant laut einer Arbeitgeber-Umfrage Produktionsverlagerungen ins Ausland. Das seien so viel wie noch nie.

Etwa jeder fünfte Betrieb der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie plant laut einer Arbeitgeber-Umfrage Produktionsverlagerungen ins Ausland. Das seien so viel wie noch nie.

Die norddeutsche Metall– und Elektroindustrie rutscht einer Arbeitgeber-Umfrage zufolge immer tiefer in die Krise. Fast 40 Prozent der Betriebe klagten über fehlende Aufträge, sagte der Vizepräsident des Arbeitgeberverbands Nordmetall, Thomas Piehler. Damit sinke die Auslastung auf 82 Prozent, was das drittniedrigste Niveau seit 18 Jahren sei. „Mit 71 Prozent erwarten fast drei Viertel der Unternehmen auch im kommenden halben Jahr keine Umsatzsteigerung.“

An der Herbst-Konjunkturumfrage von Nordmetall, AGV Nord sowie den Arbeitgeberverbänden Oldenburg und Ostfriesland nahmen vom 29. August bis zum 11. September den Angaben zufolge 213 Metall- und Elektrobetriebe mit rund 113.000 Beschäftigten teil. Die Unternehmen stammen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und dem nordwestlichen Niedersachsen.

Rund ein Fünftel plant Produktionsverlagerungen ins Ausland

22 Prozent der norddeutschen Metall- und Elektrounternehmen planten inzwischen Produktionsverlagerungen ins Ausland. Das sei der in Nordmetall-Konjunkturumfragen ermittelte höchste Wert. Vor allem im Fahrzeugbau (31 Prozent) sowie in der Luft- und Raumfahrindustrie (27 Prozent) würden diese Überlegungen vorangetrieben.

Für mehr als zwei Drittel der Firmen hat sich die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland der Umfrage zufolge in den vergangenen sechs Monaten verschlechtert. Vor sieben Jahren habe dieser Wert noch bei 15 Prozent gelegen. Hauptursachen seien hohe Arbeitskosten (84 Prozent), Bürokratielasten (63 Prozent), Material (62 Prozent) und Energiekosten (61 Prozent). 

Gießereien und Hersteller von Metallerzeugnissen besonders betroffen

Besonders betroffen seien energieintensive Branchen wie Gießereien und Hersteller von Metallerzeugnissen, von denen 77 beziehungsweise 41 Prozent die Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht bewerteten. Danach folgten in der Negativ-Bewertung der Straßenfahrzeugbau (54 Prozent) und die Maschinenbauer (44 Prozent).

Mit Blick auf die laufenden Tarifverhandlungen der Branche, die am Dienstag in Bremen in die zweite Runde gehen, sagte Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele: „Wir befinden uns nicht in einer vorübergehenden Konjunkturdelle, sondern in einer vermutlich lang andauernden Strukturkrise.“ Darauf müssten Arbeitgeber und die IG Metall eine angemessene Antwort finden. „Ein situationsgerechter Tarifabschluss wäre auch ein Beitrag zur Stärkung der Tarifbindung im Land“, sagte die Personaldirektorin der Lürssen-Gruppe.

Bonato: Bundesregierung muss bessere Rahmenbedingungen schaffen

Der Vorsitzende des AGV Nord, Julian Bonato, betonte, es komme nicht nur auf die Tarifparteien, sondern auch auf die Bundesregierung an: „Wir brauchen eine Unternehmenssteuerreform, (…) rasch umgesetzte Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise und eine Offensive zur Entbürokratisierung.“

Der Umfrage zufolge reduzieren 19 Prozent der Unternehmen in den kommenden drei Monaten die Zahl ihrer Beschäftigten. Das sei der höchste Wert seit der Corona-Pandemie. Andererseits klagten weiterhin fast zwei Drittel der Betriebe über einen Fachkräftemangel und mehr als die Hälfte über fehlende Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildung.

Konjukturumfrage