Im "Polizeiruf 110" aus Brandenburg geht's auf Bootstour: Die Kommissare Rogov und Ross ermitteln am Finowkanal in einem eher zähen Fall. Warum sich das Einschalten trotzdem lohnt.

Im „Polizeiruf 110“ aus Brandenburg geht’s auf Bootstour: Die Kommissare Rogov und Ross ermitteln am Finowkanal in einem eher zähen Fall. Warum sich das Einschalten trotzdem lohnt.

3 von 5 Punktenetwas zu akribisch erzählter Krimi um einen Studentinnen-Mord an der deutsch-polnischen Grenze mit überzeugenden Kommissaren

Worum geht’s?

Am Ufer des Finowkanals wird eine polnische Studentin der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in einem Kanu tot aufgefunden. Die Kommissare Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) ermitteln entlang der alten Wasserstraße: Der Weg führt über das Schiffshebewerk in Niederfinow und den Hafen von Eberswalde zu einem Kanuclub, wo am Abend zuvor Milan Günschow (Robert Kuchenbuch), ein Professor der Hochschule, seinen Geburtstag mit Studierenden gefeiert hat. Auch Sara, das Opfer, war dabei. Schnell kommt heraus, dass Sara erst nach ihrem Tod in das Kanu verfrachtet wurde. Ist sie bei der Arbeit an ihrer Masterarbeit über regionale Wassertransportwege auf etwas gestoßen, was ihr zum Verhängnis wurde?

STERN PAID Tatort Ton 19.05

Warum lohnt sich der „Polizeiruf 110: Wasserwege“?“

Wenn Sie sich auch schon einmal darüber geärgert haben, wie emotionslos im Sonntagskrimi Mordfälle verkündet und aufgenommen werden, dann ist dieser „Polizeiruf“ eine Wohltat. Der Mitbewohner des Opfers bricht etwa sofort in Tränen aus und bekommt von Kommissar Ross tröstend eine Tasse Tee gekocht, anstatt pseudo-coole Fragen vorgesetzt – so viel Empathie ist selten zu sehen. Überhaupt sind die Kommissare in ihrer Unterschiedlichkeit das Glanzstück des Krimis. Karl Rogov gibt stellvertretend für den alten Ermittlerstil das Raubein, schippert lässig über den Oder-Havel-Kanal und schließt dafür nur mürrisch seine Sicherheitsweste. Sein sensibler Kollege Vincent Ross kämpft derweil leichenblass gegen Seekrankheit und stürzt sich lieber an Land in die Ermittlungen. Dass mit seiner Figur ein neues Männlichkeitsbild im „Polizeiruf“ Einzug hält, war überfällig. 

Was stört?

Der Fall an sich ist leider vorhersehbar und wenig spannend, auch, weil die Zuschauer und Zuschauerinnen den Kommissaren meist ein Stück voraus sind. Das Ganze wird fast schon zu akribisch erzählt und mit einigen unnötigen Details über Wassertransportwege garniert.

Die Kommissare?

Zehn von zehn Punkten für dieses ungleiche Gespann! André Kaczmarczyk und Frank Leo Schröder ermitteln leider nicht in jeder Folge des „Polizeirufs“ aus Brandenburg miteinander, sollten sie aber. Das Team funktioniert einfach, auch wenn sich die beiden in „Wasserwege“ häufig aufteilen: Ross geht an Land auf Spurensuche, während Rogov sich an Bord mit der Wasserschutzpolizistin Gunde Johannsen (Petra van de Voort) anfreundet. 

Das Beste aus 1000 Folgen „Tatort“ 15.40    

Ein- oder ausschalten?

Einschalten, denn das Ende wartet mit Spannung und einem Twist auf, der den Krimi neben der tollen Leistung der Kommissare sehenswert macht.