Drei Kliniken mussten geräumt werden und 6.400 Bürger ihre Wohnungen verlassen – dann erst konnten sich Spezialisten in Köln eine Weltkriegsbombe vornehmen. Und stießen auf ein Problem.
In Köln ist die aufwändigste Bombenentschärfung seit dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich abgeschlossen worden. Eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe wurde am Abend von Experten kontrolliert gesprengt, wie die Stadt mitteilte.
Die Entschärfer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes hatten am Nachmittag zunächst nur einen von zwei Aufschlagzündern entschärfen können. Deshalb musste der Blindgänger kontrolliert gesprengt werden, wofür Schwerlaster zunächst große Mengen Sand ankarren mussten.
Der Entschärfung war nach Angaben der Stadt die aufwändigste in Köln seit 1945. Drei Kliniken mit fast 650 Patienten wurden dafür evakuiert und 6.400 Anwohner verließen ihre Wohnungen. Kurz vor dem erfolgreichen Ende der Aktion hatte die Stadt vorsorglich gewarnt: „Die Einsatzleitung weist darauf hin, dass durch die kontrollierte Sprengung ein dumpfer Knall auch über den 500-Meter-Gefahrenbereich für die Bevölkerung vernehmbar sein wird.“
Intensivpatienten im „Safe House“
Die Bombe lag auf einem Gelände, auf dem ein Gesundheitscampus entstehen soll. Nach der Sprengung würden die betroffenen Kliniken auf mögliche Schäden geprüft und untersucht, inwieweit die Umgebung durch Bombensplitter kontaminiert sei, teilte die Stadt weiter mit.
Intensivpatienten, die nur schwer in andere Krankenhäuser verlegt werden konnten, befanden sich während der Entschärfung weiter auf dem Gelände einer der Kliniken, waren aber in einem „Safe House“ untergebracht, das mit dicken Holzplatten besonders abgesichert ist.
Die Aktion war über Monate vorbereitet worden. Etwa 1.300 Helfer waren daran beteiligt. Darunter waren Mitarbeiter des Ordnungsamts, Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungskräfte und 800 Ehrenamtliche.
Der „Tausend-Bomber-Angriff“
Bombenentschärfungen an sich sind in Köln Normalität – die Stadt gehörte zu den am stärksten bombardierten des Zweiten Weltkriegs. So fand in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 der erste „Tausend-Bomber-Angriff“ der britischen Royal Air Force auf eine deutsche Metropole statt.
Der im kalifornischen Exil lebende deutsche Schriftsteller Thomas Mann notierte damals: „Furchtbarer Air-Raid auf Köln, 1.000 Flugzeuge. Vernichtung und Panik.“ Etwa 20.000 Kölner kamen bei Bombenangriffen ums Leben, am Ende stand im Zentrum fast nur noch der Dom.