In New York muss man für ein Hotelzimmer derzeit im Durchschnitt mehr als 300 Dollar bezahlen. Diesmal ist die Politik schuld an den Rekordpreisen – und alles begann in Texas.
New York war nie eine günstige Stadt. Daran hat sich nichts geändert. Ein Ticket für die Aussichtsplattform des Freedom Tower am Ground Zero kostet pro Person derzeit fast 50 Dollar. Einen ordentlichen Burger mit Pommes in einem Restaurant gibt es kaum unter 20 Dollar. Aber die Hotelpreise schlagen alles: Sie sind in diesem Jahr so hoch wie noch nie. Pro Nacht kostet ein Hotel-Zimmer in der US-Metropole im Durchschnitt über 300 Dollar.
Das liegt nicht an der Gier der Hotelbetreiber. Diesmal ist die Politik schuld an den Rekordpreisen – und alles begann in Texas. Als vor zwei Jahren die Stadt noch dabei war, sich von den Folgen der Corona-Krise zu erholen, fluteten auch tausende Migranten die USA. In einer gekonnt inszenierten Aktion begann der texanische Gouverneur Greg Abbott viele von ihnen aus seinem Staat mit Bussen nach New York schaffen. Der Republikaner sprach von gerechter Verteilung der Asylsuchenden – aber in Wahrheit wollte er nur die seiner Meinung nach verfehlte Einwanderungspolitik der Biden-Regierung anprangern. Sollte doch der Bürgermeister von New York mit dem Problem zurechtkommen. Schließlich sei der ja auch Demokrat wie Biden.
Ausnahmsweise treibt nicht die Gier die Preise in New York
Damit die Asylsuchenden nicht auf der Straße endeten, begann die Regierung von New York, sie in Hotels unterzubringen. Das war damals einfach, weil die Besucherzahlen nach dem Ende der Pandemie noch relativ niedrig waren. Viele Zimmer standen ohnehin leer, die Hoteliers freuten sich über die Einnahmen. Dutzende von Hotels, günstige, aber auch edle, wurden so zu Flüchtlingsunterkünften. Die Stadt schloss einen mehrere Millionen schweren Deal mit den Hotelbetreibern, finanziert wurde alles durch Steuergelder.
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Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geändert. Die Zahl der Flüchtlinge in der Stadt ist immer noch hoch. Und weil viele Zimmer für Touristen dauerhaft weggefallen sind und die hohe Inflation auch noch dazu kam, sind die Hotelpreise geradezu explodiert. Gleichzeitig ist die Zahl der für kurze Aufenthalte privat vermieteten Zimmer über Anbieter wie Airbnb dramatisch gesunken. Und wegen strenger Auflagen und hoher Baukosten entstehen derzeit kaum mehr neue Hotels in New York.
Die Stadt New York zahlt bis zu 185 Dollar für ein Hotelzimmer
Im Vergleich zu 2023 sind die Preise um 8,5 Prozent gestiegen. Ungefähr 135 von den etwa 680 Hotels in der Stadt dienen heute als Flüchtlingsunterkünfte. Vor allem in Midtown Manhattan, Long Island City, in Queens und nahe dem Kennedy International Airport wurden Zimmer umgewandelt. Die Gegenden waren bislang besonders bei Touristen beliebt. Hotels, die Flüchtlinge beherbergen, erhalten pro Nacht bis zu 185 Dollar von der Stadt. Bislang hat sich kein einziges der teilnehmenden Hotels wieder regulär für Besucher eröffnet.
Auch teure und traditionsreiche Hotels wie das vier Sterne Hotel „Row“ inmitten des Theater-Districts oder das ehrwürdige „Roosevelt Hotel“ nahe Grand Central dienen inzwischen als Unterkünfte. Aber auch Kettenhotels wie Courtyard, Holiday Inn Express, SpringHillSuites oder Super8 nehmen an dem Programm teil. Insgesamt sind so 16.532 Hotelzimmer verloren gegangen. Und das schlägt sich nun deutlich in den Preisen nieder. Daniel H. Lesser, Experte für Hotels in den USA, sagt: „Wer versucht, während Stoßzeiten wie Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag ein Hotel in Midtown Manhattan zu bekommen, muss, wenn er kann, heftig dafür bezahlen. Es gilt das Angebot-Nachfrage-Prinzip. Und die Migranten-Zimmer haben das Angebot deutlich reduziert.“
Derzeit leben rund 65.000 Asylsuchende in New York, und die Stadt hat sich verpflichtet, für jeden, der es braucht, ein Bett zur Verfügung zu stellen. Das ist nicht billig, rund zehn Milliarden Dollar will die Stadt dafür in drei Jahren ausgeben. Zum Rückgang bei den Airbnb-Angeboten kam es aufgrund eines neuen Gesetzes, das die kurzzeitige Vermietung für weniger als 30 Tage am Stück dramatisch erschwerte. Das Angebot in dieser Kategorie stürzte in der Folge um 83 Prozent ab. Der New Yorker Bürgermeister Eric Adams versucht derweil von den zugrunde liegenden Problemen abzulenken. In einem Statement wies er darauf hin, dass die gestiegenen Besucherzahlen einzig der Auslöser für die Preise seien. Das lässt sich aber leicht widerlegen: 2019 waren die Hotels in New York zu 86,2 Prozent ausgelastet. 2024 waren es bislang 81,7 Prozent.