Als Präsident wurde Donald Trump mangelndes Engagement in Hurrikan-Katastrophen vorgeworfen. Nun versucht er im Wahlkampf dasselbe. Doch selbst Republikaner widersprechen.

Als Präsident wurde Donald Trump mangelndes Engagement in Hurrikan-Katastrophen vorgeworfen. Nun versucht er im Wahlkampf dasselbe. Doch selbst Republikaner widersprechen.

Es sind Bilder, die hängenblieben: Als Hurrikan Maria 2017 Puerto Rico verwüstete, kam Präsident Donald Trump zur Hilfe – und warf den verzweifelten Opfern Küchenpapier-Packungen zu. Gleichzeitig hielt er Milliarden an Katastrophengeldern zurück. Kurz vor der US-Wahl im November versucht er nun, die Zerstörung von Hurrikan „Helene“ für sich zu nutzen. Doch er hat die Rechnung ohne Joe Biden und Kamala Harris gemacht.

An denen hatte er bei seinem Besuch im Katastrophengebiet in Georgia kein gutes Haar gelassen. Biden habe „geschlafen“, schimpfte Trump vor Reportern. Statt vor Ort zu sein, wären Biden und Vize-Präsidentin Harris unterwegs gewesen. „Sie versucht, Geld einzusammeln“, lästerte Trump über seine Gegenkandidatin. Der republikanische Gouverneur Brian Kemp habe „einen sehr guten Job gemacht. Aber er versuchte, den Präsidenten anzurufen und der war nicht erreichbar“, versuchte Trump Biden und seiner Administration mangelndes Engagement zu unterstellen. 

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Gouverneur widerspricht Donald Trump

Dabei ignoriert Trump ausgerechnet Kemp selbst. Biden habe sich persönlich gemeldet, berichtete der Republikaner. „Der Präsident rief mich gestern Nachmittag an und fragte einfach: ‚Was braucht ihr?‘ Und ich sagte ihm, dass wir aktuell alles haben und die Unterstützung der Bundesbehörden in Anspruch nehmen“, erzählte Kemp einige Stunden vor Trumps Besuch. „Er bot an, ihn direkt anzurufen, falls wir weitere Unterstützung benötigen. Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Auch mit Harris hatte Kemp nach eigenen Angaben bereits mehrfach gesprochen. Die Vizepräsidentin und Anwärterin auf das Präsidentenamt war am Sonntag frühzeitig von einer Wahlkampftour in Nevada nach Washington zurückgekehrt, um die Reaktion auf die Sturm-Folgen zu koordinieren. 

Von Reportern auf Trumps Behauptungen angesprochen, reagierte Biden sichtbar verärgert. „Er lügt und der Gouverneur hat ihm auch gesagt, dass er lügt“, antwortete er merklich aufgebracht. „Ich weiß nicht, warum er das tut. Aber es ist wirklich verantwortungslos.“ Sowohl Harris als auch Biden betonten, dass sie die Lage vor Ort begutachten wollen – aber erst, wenn ihr Besuch keine zusätzliche Belastung darstellt. „Mir wurde gesagt, wir stören die Einsätze vor Ort, wenn wir dorthin fahren“, erklärte Biden seine bisherige Abwesenheit. „Wir werden vor Ort sein, wenn das nicht mehr der Fall ist.“

Katastrophenhilfe als Wahlkampf

Wie in Deutschland können Umwelt-Katastrophen und die Reaktion darauf auch in den USA wahlentscheidend sein. Dass Hurrikan „Helene“ nun in der Hochphase der US-Wahl über die Ostküste tobt, könnte in wichtigen Swingstates wie Georgia das Zünglein an der Waage sein. Weniger als die direkte Reaktion könnte Biden und damit auch Harris allerdings die Vorarbeit der letzten Jahre zugutekommen. Nachdem die Trump-Administration die für Naturkatastrophen verantwortliche Behörde FEMA unterfinanziert hatte, wurden deren Kassen zuletzt wieder gut gefüllt. Alleine letzte Woche hatte der Kongress ein 20-Milliarden-Dollar-Paket verabschiedet. Die Behörde sei schon Tage vor dem Auftreffen des Sturms auf die Küste für Vorbereitungen vor Ort gewesen, bestätigte Kemp.

Trump ging es indes offenbar vor allem um die Inszenierung. Bei seinem Besuch vor Ort hatte er einen Tanklaster mit Benzin und einen Transporter mit Wasserkanistern dabei. „Wir haben viele, viele Transporter mit Ressourcen“, behauptete er, ohne weiter darauf einzugehen. Biden und Harris würden dagegen die Katastrophe politisieren. „Sie benachteiligen bewusst die republikanischen Gebiete“, schimpfte Trump. Bei der Nachfrage, wie er darauf komme, blieb er aber lieber vage. „Schauen Sie sich doch einfach um“, antwortete er einem Reporter der „NBC“. Dann beendete er die Fragerunde.

Quellen: NBC News, The Hill, „Politico“, „The Guardian“