Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um die Nutzung des früheren Vorzeige-Erlebnisbads der DDR schafft der Senat Fakten. Weil der letzte Besitzer die Übergabe verweigert, ist die Polizei im Spiel.

Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um die Nutzung des früheren Vorzeige-Erlebnisbads der DDR schafft der Senat Fakten. Weil der letzte Besitzer die Übergabe verweigert, ist die Polizei im Spiel.

Nach einem langen Rechtsstreit ist das frühere Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain zwangsgeräumt worden. Damit befinden sich das große Gelände und das ehemalige Vorzeige-Erlebnisbad der DDR wieder im Besitz des Landes Berlin. Zu der von einem Gericht angeordneten Zwangsräumung erschienen am Morgen mehrere Gerichtsvollzieher an der Landsberger Allee, zur Unterstützung und Amtshilfe rückte auch die Polizei an. 

Die Räumung und der Auftrag an den Gerichtsvollzieher waren von der zuständigen Senatsverwaltung für Finanzen bereits länger angekündigt worden. Die Arbeit der Gerichtsvollzieher dauerte wegen der vielen Räume im SEZ mit seinen 47.000 Quadratmetern, in dem sich früher das große Erlebnisbad, Sporteinrichtungen und eine riesige Kellerbar befanden, stundenlang und zog sich bis in den Nachmittag. 

Bausenator Christian Gaebler (SPD) sieht keine Chance für einen Erhalt des SEZ und will daran festhalten, dort unter anderem Wohnungen zu bauen. „Mir ist bisher nicht bekannt, dass der Bedarf an Spaßbädern gestiegen ist und der Bedarf an Wohnungsbau zurückgegangen ist“, sagte er nach der Sitzung des Senats.

60 Polizisten im Einsatz 

Die Polizei war seit 9.00 Uhr mit 60 Leuten im Einsatz, wie ein Sprecher sagte. Auch eine technische Einheit sei dabei gewesen, um mögliche Hindernisse und Barrikaden wegzuräumen. Die Gerichtsvollzieher hätten eigene Handwerker bestellt und sich durch eine Tür in einer Bretterwand Zugang zu dem Komplex verschafft. Widerstand oder Störungen von Personen habe es nicht gegeben. 

Das Gebäude sei sehr verwinkelt, sagte ein Polizeisprecher. Im Laufe der Jahre seien durch Umbauten viele neue Räume entstanden, die alle einzeln durch die Gerichtsvollzieher geöffnet und gesichtet werden müssten, um zu klären, wie der Zustand sei und wer der Nutzer. Die Polizei habe nur den Außenschutz übernommen und die Zugänge kontrolliert. 

SEZ war Prestigeprojekt der DDR

Das Grundstück und das geschlossene Bad waren 2003 vom Land Berlin an einen Investor verkauft worden. Der Käufer wurde verpflichtet, wieder einen Badebetrieb zu schaffen, was aber nicht geschah. In einem jahrelangen Rechtsstreit setzte sich das Land durch, der frühere Eigentümer gab das SEZ aber nicht zurück. Der Senat möchte das Gebäude nun abreißen und dort Wohnungen und eine Schule bauen.

Bei seiner Eröffnung 1981 galt das SEZ als ein Prestigeprojekt der DDR. Ein Wellenbad, Saunen, eine Eisbahn, eine Bowlingbahn und Sporthallen zogen Millionen Besucher an. Es gab Sportveranstaltungen, Theateraufführungen, Konzerte und Partys. Nach dem Ende der DDR wurde der hochsubventionierte Betrieb dem Land Berlin zu teuer und nach und nach eingestellt. 

Senator: SEZ als Spaßbad wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben

Bausenator Gaebler sagte weiter: „Wir müssen sehen, ob wir Elemente des SEZ in die neue Bebauung integrieren können. Aber sicherlich werden wir das SEZ nicht so erhalten können, wie es jetzt da steht.“ Sport und Freizeit könne man in die neue Bebauung integrieren.“ Das sei mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBM, die für den Wohnungsbau zuständig ist, auch so abgesprochen.

Gaebler räumte ein, dass das SEZ zu DDR-Zeiten ein Anziehungspunkt gewesen sei und viele Menschen positive Erinnerungen daran hätten. Aber es sei in der heutigen Zeit wirtschaftlich nicht mehr als kommunales Bad zu betreiben. Es sei nicht möglich, mit den defizitären Bäderbetrieben nun ein defizitäres Spaßbad zu betreiben, das noch einmal zig Millionen Euro Investitionen koste. 

„Da muss sich die Stadtgesellschaft einfach mal entscheiden“, sagte Gaebler. „Meine Antwort ist: Es gibt einen Bebauungsplan, es gibt einen Bedarf für Schulen und Wohnen. Insofern sehe ich da keinen Anlass für Veränderungen.“