Harte Zeiten für Schüler in Italien: Die postfaschistische Regierung hat ein neues Bildungsgesetz verabschiedet. Künftig können Schüler wegen ihres Sozialverhaltens sitzen bleiben.

Harte Zeiten für Schüler in Italien: Die postfaschistische Regierung hat ein neues Bildungsgesetz verabschiedet. Künftig können Schüler wegen ihres Sozialverhaltens sitzen bleiben.

Es ist ein Gesetz, das aus dunklen Zeiten stammt: Die Rechtsaußen-Regierung in Italien hat eine Bildungsreform beschlossen und zwingt Schüler damit zu vermeintlich gutem Verhalten. Die sogenannten „Voto di condotta“, zu Deutsch „Benimmnoten“, sollen für Disziplin und Ordnung sorgen. Die Regelung war zuletzt während der Regentschaft des faschistischen Diktators Benito Mussolini in Kraft. Künftig wird das Sozialverhalten der Schüler deutlich stärker gewertet als bisher. Mit schwerwiegenden möglichen Folgen: Verhält sich ein Schüler nach Ansicht der Lehrer ungebührlich, kann er sitzen bleiben, auch wenn seine Noten gut sind.

Italien will Respekt und Autorität fördern

Ab diesem Schuljahr werden die Schüler auf einer Skala von 0 bis 10 für ihr Verhalten bewertet. Die Noten 0 bis 5 gelten als negativ, 6 bis 10 dagegen als positiv. Wer ab der Mittelstufe eine 5 oder schlechtere Note kassiert, bleibt sitzen – ohne Diskussion und ohne sonstige Leistungen zu berücksichtigen. Rachele Mussolini 21.15

Wer mit einer 6 bewertet wird, muss eine Strafarbeit verfassen, in der es um „aktive und unterstützende Bürgerschaft geht“, wie der WDR schreibt. Die Bewertungen seien sogar so entscheidend für die Gesamtnote, dass der bestmögliche Abschluss nur dann möglich sei, wenn die Schüler mindestens eine 9 für ihr Sozialverhalten bekommen.

Lehrkräfte haben demnach künftig auch das Recht, Schüler aus disziplinarischen Gründen vom Unterricht zu suspendieren. In dieser Zeit sollen sich die Störenfriede „anderweitig in der Schule einbringen“. Wer mehr als zwei Tage Ausschluss kassiert, muss gar Sozialstunden ableisten. 

Mit der Regel werde „der Respekt gegenüber Menschen und öffentlichen Gütern in den Mittelpunkt gerückt“, so der italienische Bildungsminister Giuseppe Valditara in einem Statement. „Die Autorität der Lehrer wird wiederhergestellt.“

Gefängnis für Minderjährige und Eltern von Schulschwänzern

Die Bildungspolitik hat für die italienische Regierung hohe Bedeutung, wie sie immer wieder betont. Was das bedeutet und wie weit diese Vorgabe geht, wurde in den vergangenen Monaten immer deutlicher. Die Disziplin von jungen Menschen sei extrem wichtig, hieß es. Um diese zu erreichen, änderte die Regierung bereits Gesetze, sodass mittlerweile auch minderjährige Straftäter ab 14 Jahren in normale Untersuchungshaft genommen werden dürfen. Vor knapp einem Jahr wurde zudem beschlossen, dass Eltern sogar im Gefängnis landen können, wenn ihre Kinder die Schule schwänzen. Italien Hitze_Verlängerung_Schulferien 17.07

Kritiker sehen die Benimmnoten in Italien als willkürliche Bestrafungsmethode. Eine ähnliche Regelung in Deutschland, die sogenannten Kopfnoten, wurde in den meisten Bundesländern innerhalb kurzer Zeit wieder abgeschafft, weil das Bewertungssystem als wenig fair galt.

Quellen: WDR, „Bild