Götz Georges Nase hat Werner Mang einen Namen gemacht. Seitdem operiert und polarisiert sich der Schönheitschirurg immer wieder ins Rampenlicht. Eine Lektion lernte er dabei schmerzhaft.
Ob er ein besserer Geschäftsmann oder ein besserer Chirurg ist? Werner Mang muss kurz überlegen. „Wahrscheinlich ist es 50/50“, sagt der Leiter der Bodenseeklinik, blickt sich in seinem mit Fotos von Berühmtheiten geradezu tapezierten Büro um und lächelt. Welche Berühmtheiten er selbst operiert haben könnte? Da wird Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg ungewohnt schweigsam.
„Das ist immer noch ein Tabuthema“, sagt Mang. In der Bodenseeklinik würden Patienten auch unter falschem Namen eingecheckt, damit sie unbemerkt verschönert werden könnten.
Wohl kaum jemand hat es in den vergangenen Jahren so sehr verstanden, diese Mischung aus Star-Allüren und Geheimniskrämerei so zu nutzen wie Mang. Mit markigen Statements – ob zu seinem Fachgebiet oder zu Bürgergeld, Leistungsgesellschaft und Fleischverzicht – ist er regelmäßig in Talkshows zu Gast, in Zeitungen zu lesen und im Fernsehen zu beobachten. Mit Promis wie Costa Cordalis, Roberto Blanco und Fritz Wepper hat er sich ablichten lassen. Über seine berühmten Patientinnen und Patienten wird dagegen vor allem gemutmaßt.
Mit Promis zur eigenen Berühmtheit
Seine Klinik in Lindau mit malerischem Blick auf das Schweizer Ufer des Bodensees bringt er so immer wieder als Luxusdestination für alle ins Gespräch, die bei ihrem Aussehen nachbessern lassen wollen. Mang hat das Geschäft mit der Schönheit zum Millionär gemacht – und ihn selbst zur Berühmtheit werden lassen.
Zu seinem 75. Geburtstag blickt Mang auf eine erfolgreiche Karriere zurück, die richtig an Fahrt aufnahm, als er damals noch als Assistenzarzt die Nase eines am Set verunglückten Schauspielers namens Götz George nach einem Trümmerbruch wieder gerade rückte. Seine Bodenseeklinik baute Mang zu einer europaweit bekannten Institution aus, er übernahm weitere Schönheitskliniken, veröffentlichte Bücher und restaurierte Häuser auf der Lindauer Insel.
Strafbefehl wegen Körperverletzung als Tiefpunkt
Doch der steile Aufstieg verlief nicht ohne Konflikte und Rückschläge. Der Tiefpunkt kam für Mang 2013, als er per Strafbefehl zu einer Geldstrafe wegen Körperverletzung verurteilt wurde. Er hatte einen plastischen Chirurgen in der Bodenseeklinik allein operieren lassen, obwohl der zu diesem Zeitpunkt gar keine gültige Approbation, also Erlaubnis dazu, hatte.
Zwar betont Mang mehr als zehn Jahre später immer noch, es seien dadurch keine Patienten zu Schaden gekommen. Aber er räumt ein, bei der Einstellung des Arztes einen Fehler gemacht zu haben. „Ich habe einfach den Fehler gemacht, dass ich die Zeugnisse nicht angeschaut habe“, sagt Mang. Er habe zu diesem Zeitpunkt alles in der Bodenseeklinik selbst verantwortet – das Personal, die Operationen, die Verwaltung, die Finanzen. Dem Selfmade-Millionär war sein eigener Betrieb über den Kopf gewachsen.
Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern
Doch er habe seine Lektion gelernt, betont Mang. „Wenn man ganz oben ist, muss man Niederlagen einstecken, aber man muss wieder aufstehen – und weitermachen.“ Er habe vor allem die organisatorischen Themen im Klinikbetrieb auf verschiedene Schultern verteilt. Inzwischen konzentriere er sich weitgehend auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten selbst, nachmittags habe er seinen Wochenplan etwas ausgedünnt.
Dass er mit 75 Skalpell und Spritze niederlegen könnte, hält Mang aber für ausgeschlossen. „Mein Leben ist der OP“, sagt er. „Das hält mich jung.“
Er zittere nicht, sei nicht wackelig – „die nächsten fünf Jahre wird noch mal Vollgas gegeben“. Arbeiten wolle er, solange es geht – auch wenn Tochter Gloria als Klinik-Geschäftsleiterin, Vorstand der Betreibergesellschaft und Verkäuferin einer eigenen Kosmetiklinie schon für die Nachfolge vorbereitet scheint.
Mang sieht sich selbst als Pionier – andere nicht
Fragt man nach Mangs Bedeutung für sein Berufsfeld, kommen sehr unterschiedliche Einschätzungen. Er selbst beschreibt sich als Pionier auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie und Autor internationaler Standardwerke. Aus der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC) kommen da deutlich verhaltenere Töne.
„Herr Mang spielt fachlich weder für die Weiterentwicklung und Veröffentlichung von medizinischen Erkenntnissen noch für die Weiterbildung im Fach Plastische Chirurgie in Deutschland und unseres Wissens auch nicht im Ausland eine Rolle“, sagt Vorstandsmitglied Nuri Alamuti. „Wir würden ihn in diesem Zusammenhang auch nicht als Pionier bezeichnen.“ Dass Mang so bekannt sei, liege vor allem an seiner medialen Präsenz. Er erfülle auch nicht die Voraussetzung, um Mitglied des Verbands zu sein.
Kritik wie diese quittiert Mang nur mit einem Schulterzucken. Neider gebe es eben immer, sagt er und lächelt. Das sei wie in der Politik – man könne nicht „ganz oben und everybody’s darling sein“. Die Berufsverbände im Bereich der plastischen Chirurgie seien ohnehin heillos zerstritten in Deutschland. Dass er kein Mitglied der DGPRÄC ist, bereite ihm daher keinen Frust. „Der Erfolg gab mir recht“, sagt Mang.