Erst eine Wohnung, dann das Leben in den Griff bekommen. Das ist die Idee hinter Housing First. In Berlin suchen Vereine seit fast sechs Jahren Wohnungen für Obdachlose - mit Erfolg.

Erst eine Wohnung, dann das Leben in den Griff bekommen. Das ist die Idee hinter Housing First. In Berlin suchen Vereine seit fast sechs Jahren Wohnungen für Obdachlose – mit Erfolg.

Von der Straße in eine eigene Wohnung: Im Zuge des „Housing First“-Projekts haben Berliner Vereine für bisher 227 obdachlose Menschen Wohnungen gefunden. Insgesamt seien 204 Mietverträge vermittelt worden, teilte eine Referentin der Sozialverwaltung der Deutschen Presse-Agentur mit. Beachtenswert sei, dass weitaus mehr als 90 Prozent langfristig in ihren Wohnungen bleiben.

Bei Housing First bekommen Obdachlose seit Oktober 2018 in Berlin niedrigschwellig Wohnungen. Vorher mussten sie viele Voraussetzungen erfüllen, unter anderem mögliche Schulden oder ihre Sucht in den Griff bekommen. Daran scheiterten aber viele. Die Vermittlung von Wohnungen ist aber bloß ein erster Schritt. Die Menschen werden auch im Anschluss pädagogisch und psychologisch begleitet.

Erfolge trotz schwieriger Wohnsituation

Immer wieder ist die Wohnungssuche trotz des schwierigen Wohnungsmarktes erfolgreich. Erst vor wenigen Tagen fand eine obdachlose Frau nach Jahren auf der Straße und in prekären Unterkünften eine eigene Wohnung in Zehlendorf. Auch mit ihren Kindern werde sie wieder zusammen leben, teilte das Projekt Housing First auf Facebook mit. „Berlin-Zehlendorf, Neubau, Erstbezug, drei Zimmer, das Ganze für knapp unter 800,- warm. Selbstverständlich wird sie, solange wie gewünscht und wie nötig, von unserem multiprofessionellem Team in allen Belangen unterstützt. Alle Beteiligten sind sehr glücklich“, hieß es weiter. 

Erstmals wurde Housing First im Rahmen zweier Modellprojekte von Oktober 2018 bis September 2021 erprobt. Träger sind die Neue Chance gGmbH gemeinsam mit der Berliner Stadtmission (Projekt Housing First Berlin) sowie der Sozialdienst katholischer Frauen. Die ehemaligen Modellprojekte haben laut Sozialverwaltung hierbei mit 174 Mietverträgen den Hauptanteil. Im vergangenen Jahr gingen vier weitere Träger an den Start: der Verein Phinove, die Schwulenberatung Berlin, die ZIK gGmbH und My Way Soziale Dienste, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen im Blick haben.

Herausforderungen beim Aufbau neuer Projekte

In den neu gestarteten Projekten gewinne die Wohnraumvermittlung zunehmend an Dynamik, da in den ersten Monaten des Projektaufbaus erst tragfähige Beziehungen zu Vermietenden aufgebaut werden mussten, erläuterte die Referentin der Verwaltung. 

In Berlin leben Tausende Menschen ganz oder teilweise auf der Straße. Das Ergebnis einer Zählung Anfang 2020 – rund 2.000 Obdachlose – gilt als wenig belastbar. Experten gehen von weit mehr Betroffenen aus.

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