Cargohosen erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Aber welchen Ursprung hat die praktische Hose eigentlich und wofür brauchte es die vielen Taschen? 

Cargohosen erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Aber welchen Ursprung hat die praktische Hose eigentlich und wofür brauchte es die vielen Taschen? 

Gerade bei Outdoor-Liebhabern liegen Cargohosen im Trend. Logisch, denn die Hose bietet dank ihrer vielen Taschen massig Stauraum für Karten, Messer, Kompass & Co. Meistens ist der Stoff der Hosen auch wasserabweisend, lässt sich problemlos reinigen und bleibt dabei herrlich leicht und bequem. Das alles macht die Cargohose zum idealen Outdoor-Begleiter – aber nicht nur.

Auch in Subkulturen wie der organisierten Fanszene traditioneller Fußballvereine hielt die Hose Einzug. Kombiniert mit einer lässigen Bauchtausche, Fischerhut und einer dunklen Jacke war die Cargopants lange eines der Hauptbestandteile der Ultra-Uniform in deutschen Fußballstadien. Apropos Uniform: Hier hat die Cargohose übrigens ihren Ursprung.

Die Geschichte der Cargohose

Denn die Geschichte der Cargohose beginnt Anfang der 1930er-Jahre in England. In dieser Zeit designte das britische Militär seine Uniformen um. Ziel war es, eine kostengünstige und damit ressourcenschonendere sowie praktische Uniform zu kreieren. Beide Ziele waren Lehren aus dem Ersten Weltkrieg, der neue Anforderungen an die Soldaten und das Militär stellte und bei dem selbst Ressourcen wie Kleidungsstoffe oder Leder knapp und wichtig waren. 

Die neue Uniform der Briten

Die damaligen Uniformen erschienen den Militärs wenig praktikabel für den modernen Krieg, in dem die Soldaten immer häufiger mehr Equipment mit sich trugen wie etwa Verbandszeug, Landkarten und Munition. Das lag natürlich damit zusammen, dass sich Waffen und die Kriegsführung im Vergleich zum 19. Jahrhundert weiterentwickelten. Anstatt in prunkvoller Uniform in geordneter Formation ein bis zwei Schuss abzufeuern, mussten Soldaten in Grabenkämpfen an Maschinengewehren Materialschlachten führen.  

Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein waren Militäruniformen prunkvoll und teuer, wie hier zu sehen in „Napoleon III. Brief der Kapitulation in der Schlacht von Sedan“ von Anton von Werner
© powerofforever

Und so stellte das britische Militär 1937 seinen neuen Field-Service-Dress vor. Der bestand zuerst aus einem Jeansstoff, was nicht besonders praktisch ist, wenn die Soldaten in nassem Gelände unterwegs sind. Wenig später setzten die Designer deshalb auf einen dünnen Baumwollstoff namens Khaki, der leichter ist und schneller trocknet. Und Sie ahnen es bereits: Die Hose des ersten Field-Service-Dresses markiert den Beginn der Cargohose. 

Ursprünglich besaß die erste Cargohose drei Taschen: eine Gesäßtasche für persönliche Gegenstände, eine geschlossene Seitentasche für Verbandszeug und eine Seitentasche am Hosenbein für Karten. Am unteren Ender der Hose befanden sich außerdem Laschen, um sie am Fußgelenk enger zu schnüren. Das sparte den Briten hohe und vor allem teure Lederstiefel, die vorher Teil der Uniform waren.

Unverhofft in deutscher Hand

Und mit wenigen Änderungen, um Material zu sparen oder die Hose etwas zu verbessern, blieb dieses Design circa 25 Jahre bestehen. Kurios: Im Zweiten Weltkrieg trugen selbst deutsche Soldaten die Cargopants. Wie es dazu kam? Ab 1938 halfen die Amerikaner den Briten, die Uniform zu produzieren. Sie verschifften die Hosen in großer Stückzahl nach Frankreich. Warum Frankreich? Weil dort die British Expeditionary Force stationiert war.

Das war der Teil der britischen Streitkräfte, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg in Belgien und Frankreich kämpfte. Zum Glück für die Welt evakuierten die Briten und Franzosen 1940 einen Großteil ihrer Truppen in der Operation Dynamo bei der Schlacht um Dünkirchen. Was sie dabei zurückließen, waren etliche Ressourcen wie Fahrzeuge, Munition und eben auch die Cargohosen. Das britische Beinkleid fand vor allem die deutsche Marine so praktisch, dass sie die Hosen den Besatzungen ihrer U-Boote vermachte. 

Amerikanische Innovation

Die moderne Cargohose mit beiden Taschen an den Seiten war übrigens eine amerikanische Weiterentwicklung und zwar für ihre Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg. Die operierten meist in kleinen Verbänden und verfügen über eine limitierte Anzahl an Munition. Und genau dafür ist natürlich eine Cargohose praktisch, die zwei große Taschen an den Seiten hat, die sich verschließen lassen, sodass beim Sprung aus dem Flugzeug auch nichts verloren geht.

In Cargohosen bereit zum Abflug: Amerikanische Fallschirmjäger stehen vor einem Flugzeug
© mstahlphoto

Wie es die Cargohose in den Kleiderschrank schaffte

Logisch also, dass die Cargohose inzwischen fester Bestandteil von Militäruniformen aus aller Welt und natürlich auch der Bundeswehr ist. In den Achtzigerjahren griffen dann immer mehr Modefirmen die praktischen Hosen auf. Und vor allem Männer erfreuten sich der vielen Taschen, denn die verzichten gern auf eine Handtasche und wollen trotzdem Portmonee, Schlüssel, Taschentücher & Co. mit sich führen, ohne dass diese stören. Wahrscheinlich stehen deshalb auch Fußballfans auf die Funktionshosen. In deren Seitentaschen lassen sich wunderbar kleine Trinkpacks ins Stadion bringen, die den samstäglichen Nachdurst löschen. Dosen oder Flaschen sind ja bekanntlich im Stadion nicht erlaubt. 

Heute ist die Cargohose Bestandteil fast aller modernen Armeen
© CatLane

Cargohosen Trend 2023: Beliebte Modelle

Keine Sorge: Heutzutage hat die Cargohose ihr kriegerisches Image abgelegt. Was bleibt ist ihre Funktionalität und der bequeme Sitz. Und sie ist wohl woker als manchem Kriegstreiber lieb sein dürfte, eignet sich die Cargohose für Männer und Frauen gleichermaßen. Vor allem auf Wandertouren ist sie beliebt, weil sie besonders leicht und das Material angenehm atmungsaktiv ist. Und sie bietet natürlich genug Platz, um wichtige Gegenstände direkt bei sich zu führen, was das nervige Gekrame im Rucksack erspart. 

Carhartt Cargohose

Carhartt Cargo

Der Klassiker unter den Cargohosen kommt wohl von Carhartt. Der Hersteller ist vor allem in den USA beliebt für seine Arbeitskleidung. Mit dem Baggy-Trend der Neunzigerjahre kam die Cargopants von Carharrt in die Kleiderschränke. Bis heute hat sich am Design wenig geändert. Sie sitzt locker, bietet insgesamt sechs Taschen und sie lässt sich am Knöchel fest zuschnüren. Erhältlich ist sie in mehreren Farben wobei beige und dunkelgrün die Klassiker sind.

Weibliche Version

Inzwischen gibt es die Hose auch in „weiblicher“ Version, wobei weiblich hier relativ ist, da das Original ohne Probleme als unisex durchgeht. Diese Modell von Carhartt eignet sich dagegen weniger für Männer, weil es am Bund etwas schmaler geschnitten ist und entsprechend einer schmalen Taille bedarf. 

NA KD 

NA KD

Gleiches gilt für die Cargohose von NA KD, die zwar ebenfalls sehr weit und bequem geschnitten ist, aber an der Taille durchaus eng zuläuft. Sie bietet im Vergleich zur Carhartt-Cargo auch eine Tasche mehr und damit sieben an der Zahl. 

Eightyfive

Eightyfive

Nicht vom Bild verwirren lassen: Bei der Cargohose von Eightyfive handelt es sich nicht um eine Schlaghose für Frauen. Es ist eine Baggy-Cargohose für Herren, die gleich vier Taschen an den Beinen bietet. Wie beim klassischen Carhartt-Modell lässt sich die Hose an den Köcheln zusammenziehen.

Alpha Industries

Alpha Industries

Alpha Industries ist bekannt dafür, militärische Kleidung massentauglich zu machen. Das wohl ikonischste Stück des Herstellers dürfte seine Fliegerjacke MA-1 sein. Natürlich darf im Sortiment des Herstellers auch eine Cargohose nicht fehlen.

Uniqlo

Uniqlo

Zur Gattung der besonders entspannten Cargohosen gehört das Modell von Uniqlo. Ähnlich wie Jogginghosen bietet die Hose am Bund und an den Knöcheln Stretchgummis und sie ist weit geschnitten. Für alle, die die Bequemlichkeit einer Jogger mit dem modischen Statement einer Cargo kombinieren wollen.

Tommy Hilfiger

Tommy Hilfiger

Es geht sogar noch stylisher: Selbst Edelmarken wie Tommy Hilfiger sind auf den Zug der Cargohosen aufgesprungen. Ob man als Cargo-Liebhaber allerdings auf den Tommy-Hilfiger-Zug aufspringen möchte, bleibt fraglich. Anstatt besonders weit und lässig geschnitten zu sein, läuft die Hose von Hilfiger zum Knöchel hin zu und wirkt so etwas aalglatt. Das lässige und etwas kernige Design der ursprünglichen Cargo lässt die Hose vermissen. Fällt eher in die Kategorie: Cargo für Schwiegermuttis Liebling. 

H & M Cargo

H & M Cargo

Und zu guter Letzt noch ein lässige Modell für Damen von H & M. Das schwedische Modehaus macht es richtig und bietet eine günstige Cargohose ohne viel Tamtam und ohne engen Bund an. Die Hose ist weit geschnitten und lässt sich auf der Hüfte tragen. Einfach, schlicht, praktisch und dennoch schön.

Quellen:militarytimes.com, GQ.com

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