Mit "Definitely Maybe" schuf Oasis um die Brüder Gallagher vor 30 Jahren ein wegweisendes Album. Seitdem machte die Band vor allem mit Streit Furore. Jetzt elektrisiert ein Gerücht ihre Heimat.

Mit „Definitely Maybe“ schuf Oasis um die Brüder Gallagher vor 30 Jahren ein wegweisendes Album. Seitdem machte die Band vor allem mit Streit Furore. Jetzt elektrisiert ein Gerücht ihre Heimat.

Selten gab es in der britischen Musikgeschichte eine Woche, die Auf- und Niedergang einer Band so stark widerspiegelt wie diese. Am Freitag (30.8.) ist es 30 Jahre her, dass Oasis mit „Definitely Maybe“ ein Album herausbrachte, das ein ganzes Genre maßgeblich prägte – den Britpop. Und schon am Mittwoch (28.8.) sind es 15 Jahre, seit Gitarrist Noel Gallagher im Streit mit Bruder Liam die Gruppe verließ. Ausgerechnet jetzt könnte ein neuer Meilenstein folgen.

Oasis, das war feinster Gitarren-Pop, vor allem aber die beiden Gallaghers als Frontmänner. Selbstbewusste, teils überhebliche Sprüche, verwuschelte Haare, Sonnenbrillen. Zwei Genies, die sich ergänzen: Noel der begnadete Songwriter, Liam die markante Stimme.

Mitte der 90er waren die Jungs aus Manchester der angesagteste Musikexport aus dem Heimatland von Beatles, Stones und Co. Spätestens ihr Zweitling „(What’s The Story) Morning Glory?“ von 1995 mit den Mega-Hits „Wonderwall“ und „Don’t Look Back In Anger“ machte sie weltberühmt. Mit Blur („Modern Life Is Rubbish“) kam es zum „Battle of Britpop“ – welche Band die Stilrichtung erfunden hat, ist bis heute eine Streitfrage.

Blur um Sänger und Gitarrist Damon Albarn spielt immer noch. Oasis hingegen zerschellte am Streit der extrovertierten Gallaghers. Das war 2009. Seitdem hörte man von den Brüdern, wenn Noel bei seinem Lieblingsfußballclub Manchester City auf der Tribüne auftauchte oder sie abwechselnd einander oder irgendeinem anderen Promi einen Spruch drückten. Die Provokation war schon immer ihr Ding.

Genau 15 Jahre nach der Trennung spekulieren britische Medien nun stärker als zuvor über ein sensationelles Comeback. Einen möglichen Hinweis gab Liam Gallagher bei X: „Ich habe das Wort „EHEMALIGER“ nie gemocht“ – nach Ansicht von Fans bezog er sich auf die Formulierung „ehemaliger Oasis-Sänger“.

„Don’t Look Back in Anger“ – schauen die Brüder tatsächlich nicht im Zorn zurück? Sie würden heimlich an einer Versöhnung arbeiten, berichtet die Zeitung „Sun“, und damit auch Freunde und Bekannte überraschen. 

Die „Mail on Sunday“ zitiert eine namentlich nicht genannte Quelle, dass Liam (51) und Noel (57) damit gelockt werden könnten, im Sommer 2025 als Headliner auf dem wichtigsten britischen Musikfestival Glastonbury aufzutreten und dass sie gleich zehn Mal im Londoner Wembley-Stadion spielen könnten – womit sie den eben aufgestellten Rekord von Taylor Swift brechen würden. Und die „Sunday Times“ hat gehört, dass außer in Wembley auch mehrere Konzerte im Heaton-Park in der Oasis-Heimatstadt Manchester steigen könnten.

Der deutsche Musikexperte Frank Laufenberg sieht ein mögliches Comeback skeptisch. „Mir scheint, dass Oasis musikalisch alles gesagt hat“, meint er. Der andauernde Streit der Gallagher-Brüder habe ihn eher genervt. „Das hatte nichts mit Musik zu tun. Und jetzt ist Friede, Freude, Eierkuchen? Alles sehr fraglich“, sagt der 79 Jahre alte Rundfunkpionier und Betreiber des Internetradios PopStop im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Offiziell äußert sich niemand. Allerdings habe Liam Gallagher bei seinem Auftritt auf dem Leeds-Festival am Wochenende eine Anspielung gemacht, schreibt die Zeitung „Sunday Mirror“. „Es ist ganz schön interessant, oder? Eine sehr interessante Situation, in der wir uns befinden“, sagte er und spielte dann den Oasis-Hit „Half the World Away“. 

Seltenes Lob für den Bruder

Zuvor hatte Noel bereits mit seltenem Lob für Liam überrascht. „Ich kann nicht „Slide Away“ und „Cigarettes & Alcohol“ und „Rock ‚N‘ Roll Star“ und das alles singen“, sagte er. „Also, ich könnte es, aber es ist nicht dasselbe. Es ist die Art und Weise oder die Stimme und die Einstellung. Ich habe nicht dieselbe Einstellung wie er“, sagte Noel Gallagher in einem Interview. „Wenn ich einen Song singen würde, würde er gut klingen. Wenn er ihn singen würde, würde er großartig klingen.“

Musikexperten betonen, dass zwar Noel der Songwriter vieler Hits sei. Es sei aber vor allem Liams Stimme, die die Massen anlocke. Noel hat mit seiner Band High Flying Birds durchaus Erfolg. Aber sein jüngerer Bruder füllt die größeren Hallen wie die Londoner O2 Arena. 

Zuletzt brachte Liam gemeinsam mit John Squire, einst Gitarrist der Stone Roses, ein Album heraus. Typisch Großmaul lobte er sich selbst: Die Platte sei das beste Album seit „Revolver“ von den Beatles.

Es ist nicht das erste Mal, dass Gerüchte über ein Comeback durch die Medien schwirren. Bereits vor wenigen Monaten hatten einige Fans die Hoffnung, die Band könne schon in diesem Sommer im Wembley-Stadion auftreten. Liam Gallagher machte den Spekulationen im April aber ein Ende: „Ich habe nie eine Oasis-Reunion erwähnt, es ist vorbei, wir alle müssen allein für unsere eigene Gesundheit darüber hinwegkommen“, schrieb er bei X.

Die Jubiläumstournee zum 30. Jahrestag von „Definitely Maybe“ absolvierte Liam allein. Ob es 2025 doch wieder anders kommt? Auch das dürfte wie so vieles bei den Brüdern Gallagher „definitiv wahrscheinlich“ sein.