In den kommenden Jahren gehen viele Fahrlehrer auch in NRW in Rente. Die Branche steht damit vor großen Herausforderungen und Nachwuchssorgen.

In den kommenden Jahren gehen viele Fahrlehrer auch in NRW in Rente. Die Branche steht damit vor großen Herausforderungen und Nachwuchssorgen.

Der Fachkräftemangel macht sich auch in den Fahrschulen in Nordrhein-Westfalen bemerkbar. „Jede dritte bis vierte Fahrschule sucht Fahrlehrer“, sagte der Vorsitzende des Fahrlehrerverbands Nordrhein, Kurt Bartels, der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe schon jetzt vereinzelt Fahrschulen, die Schwierigkeiten hätten, die Kapazitäten zu decken. 

Hinzu komme, dass Fahrschülerinnen und Fahrschüler heute im Schnitt immer mehr Fahrstunden bräuchten. „Daher brauchen wir heute mehr Fahrlehrer, auch wenn die Anzahl der Fahrschüler gleich bleibt“, so Bartels. Teils seien die Anmeldezahlen allerdings auch etwas rückläufig und der Bedarf von weiteren Fahrlehrern daher derzeit noch nicht ganz so groß. „Dadurch ist der akute Mangel ein bisschen zu relativieren.“

Herausfordernde Zukunft 

Die aktuelle Situation sei angespannt, aber vor allem der Blick in die Zukunft herausfordernd, berichtete Bartels. „Das Durchschnittsalter des Fahrlehrers liegt bei 49 Jahren, das der Fahrschulinhaber bei 56 Jahren. Wir erwarten einen massiveren Fahrlehrermangel, wenn die Babyboomer in Rente gehen. Die große Sorge ist schon, wie das aufgefangen werden kann, dass wir genügend Fachkräfte bekommen.“

Darin sieht auch der Vorsitzende des Fahrlehrerverbands Westfalen die größte Herausforderung. „Wir haben für NRW keine genauen Zahlen zu Fahrlehrern, aber durch den demografischen Wandel und die Rente der Babyboomer wird sich der Mangel verstärken“, sagte Martin Fellmer. „Noch würde ich nicht von Mangel sprechen, aber wir sehen einen rückläufigen Trend in dem Beruf.“ 

Anzahl der Fahrschulen rückläufig 

Das Verkehrsministerium verweist darauf, dass keine Daten zur Gesamtzahl der in NRW tätigen Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer vorliegen. Die Anzahl der Fahrschulen ist demnach jedoch rückläufig. Für das Jahr 2023 belief sich die Gesamtzahl der Fahrschulen auf 3.704. 2022 habe es 3.816, im Jahr 2021 4.027 und 2020 3.998 Fahrschulen in NRW gegeben, hieß es aus dem Ministerium. 

Nachwuchs zu finden, sei für die Branche nicht einfach, erklärte Fellmer. „Früher wurden neue Fahrlehrer vor allem aus Fahrlehrerfamilien generiert, aber das hat abgenommen. Es stellt sich immer mehr die Frage, wie Fahrschulen an neue Mitarbeiter kommen.“ Besonders für die Führerscheinklasse A für Zweiräder und die Klasse C für Lkw gebe es immer weniger Ausbilder. „Für Lkw-Führerscheine haben wir heute viele alte Fahrlehrer. Nachwuchs fehlt.“

Änderung der Ausbildungsstruktur? 

Mit Blick auf den künftig drohenden Mangel gerät vor allem die Fahrlehrer-Ausbildung in den Blick. „Der Fahrlehrerberuf ist ein Weiterbildungsberuf“, erklärte Bartels. Das Eingangsalter für die Ausbildung liege bei 21 Jahren. Außerdem müsse der eigene Führerschein bereits drei Jahre im Besitz sein. Weitere Voraussetzung seien eine abgeschlossene Berufsausbildung oder das Abitur. 

„Wir setzen uns schon lange dafür ein, die Ausbildungsstruktur zu überdenken“, sagte Bartels. „Der Beruf könnte ein Ausbildungsberuf werden.“ Damit könnte die Hürde einer abgeschlossenen Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf als Voraussetzung wegfallen. „Dann könnte das Interesse an dem Beruf künftig vielleicht steigen“, erklärte Bartels.

Neue Ansätze in der Ausbildung notwendig

Auch sein Kollege Fellmer hält neue Ansätze in der Ausbildung für notwendig. „Jungen Leuten muss der Beruf schon früh schmackhaft gemacht werden. Eine Möglichkeit wäre, dass sie, bis sie 21 Jahre alt sind, etwa eine KFZ-Lehre oder eine kaufmännische Ausbildung machen und dann mit dem Mindestalter in die Ausbildung starten“, erklärte der Fahrlehrer. Aktuell dauert die berufliche Weiterbildung je nach der Fahrzeugklasse mindestens ein Jahr.

Immer mehr Fahrstunden

Neben steigenden Kosten für etwa Gas, Strom und Sprit, die sich auch in den Preisen widerspiegelten, würden auch Fahrschüler selbst dazu beitragen, dass sie mehr für den Führerschein zahlen. „Die Fahrschüler erleben das Autofahren mit ihren Eltern oft gar nicht mehr. Statt raus auf den Verkehr gucken viele nur auf ihr Smartphone“, berichtete Fellmer. „Dadurch fehlt oft Vorwissen und sie benötigen mehr Fahrstunden.“

Auch Bartels beobachtet diesen Trend. „Die lange Ausbildungszeit hat die Kosten steigen lassen. Ich habe manchmal das Gefühl, es besteht gar kein Interesse daran, den Führerschein schnell zu machen.“ Er appelliert an Fahrschüler, sich für eine gewisse Zeit voll auf den Führerschein zu konzentrieren. „Wenn man Gas gibt und sich vorbereitet, kann man auch heute noch die Ausbildung relativ schnell durchlaufen“, sagte Bartels.