Fast bis auf den letzten Platz war der Bremer Dom besetzt. Mehr als tausend Menschen nahmen Abschied von Willi Lemke - darunter auch viele Prominente.

Fast bis auf den letzten Platz war der Bremer Dom besetzt. Mehr als tausend Menschen nahmen Abschied von Willi Lemke – darunter auch viele Prominente.

Selbst die Trauerfeier für Willi Lemke war wie ein Fußballspiel: der Bremer Dom als ausverkauftes Haus, mit Fans auf den Stehplätzen. Eine Live-Übertragung im Fernsehen und Public-Viewing für die, die keinen Platz mehr fanden. Zwischen all den schwarzen Anzügen nahmen Fans mit grün-weißen Schals und Trikots Abschied von dem langjährigen Werder-Manager und stimmten am Ende auch noch in den Gesang einer Fußballhymne ein: „You’ll never walk alone…“.

Am 12. August war Willi Lemke im Alter von 77 Jahren gestorben. Weit mehr als tausend Menschen trauerten am Freitag im voll besetzten Bremer Dom um den ehemaligen Werder-Manager, Bremer Senator und UN-Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung. Familie, Freunde und nicht zuletzt Weggefährten wie DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der ehemalige Werder-Trainer Otto Rehhagel, die früheren Werder-Stürmer Rudi Völler, Klaus Allofs und Ailton oder Ex-Manager-Kollegen wie Reiner Calmund erwiesen Lemke die letzte Ehre.

Auch Hans-Joachim Watzke, Präsidiumssprecher der Deutsche Fußball Liga (DFL) und Borussia-Dortmund-Geschäftsführer, würdigte Lemke. „Sein Wirken habe ich noch als Fan erlebt. Und ich habe gesehen, dass er Werder Bremen zu ungeahnten Höhen geführt hat. Bremen war in vielen Feldern ein echter Pionier.“

Als Bundesliga-Manager seiner Zeit voraus

Willi Lemke war eine der bekanntesten Persönlichkeiten Bremens. Als er 1981 Manager von Werder Bremen wurde, war der Club gerade in die Fußball-Bundesliga zurückgekehrt. Gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel brachte er den Verein in die Erfolgsspur: Werder wurde gleich zweimal deutscher Meister (1988, 1993), gewann den Europapokal der Pokalsieger (1992) und zwei DFB-Pokale (1991, 1994). 

Willi Lemke habe als Manager viel initiiert, was heute selbstverständlich in deutschen Stadien sei, sagte Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald in seiner Trauerrede. Etwa die Einführung von VIP-Logen, Sportsponsoring mit dem Verkauf eines Bundesliga-Heimspiels und die Tradition der Einlaufkinder. „Willi gehört zu den erfolgreichsten Managern der Bundesliga-Geschichte. Schlitzohrig, gewieft, hanseatisch.“ 

Langjähriger Rivale Hoeneß kam nicht zur Trauerfeier

Geschickt inszenierte er sich auch als cleverer Gegenspieler des Bayern-Kollegen Uli Hoeneß. In seinen letzten Lebensjahren – davon allein 17 Jahre als Werder-Aufsichtsrat – hatte sich Lemke längst mit Hoeneß ausgesöhnt.

Als die Nachricht von seinem Tod die Runde machte, drückte auch der langjährige Rivale seine Trauer aus. Am Freitag fehlte Hoeneß in Bremen, weil er an einer anderen Trauerfeier teilnahm. Einen letzten Gruß aus München gab es trotzdem: ein Blumenkranz in rot-weiß, mit der Aufschrift: „In stiller Anteilnahme. FC Bayern München.“

Als Senator in Bremen, als UN-Sonderberater weltweit im Einsatz

Die Nachricht von Willi Lemkes Tod löste aber nicht nur im Fußball-Geschäft große Bestürzung aus, betonte der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel und erinnerte an seinen Parteifreund: „Auch wenn er über die Grenzen Bremens und international vor allem als großartiger Fußball-Manager und Unterstützer des Sports bekannt war, so repräsentierte er mit jeder Faser seines Herzes das, was einstmals die stolze Anrede Genosse repräsentieren sollte.“ Lemke sei immer „engagiert, aufrichtig, kämpferisch“ aufgetreten.

Willi Lemke war nicht nur überzeugter Sozialdemokrat, sondern stand auch von 1999 bis 2008 an der Spitze der Bremer Politik: zunächst als Senator für Bildung und Wissenschaft und dann für Inneres und Sport. Anschließend berief ihn der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon für acht Jahre zum Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung.

Lebenslang grün-weiß – und darüber hinaus

Nicht alle Weggefährten Lemkes konnten die lange Reise nach Bremen antreten, auch deshalb stimmte die Familie der Live-Übertragung des Gottesdienstes zu. Dafür war die Bremer Bürgermeister-Riege der vergangenen Jahrzehnte mit Klaus Wedemeier, Henning Scherf, Jens Böhrnsen und Carsten Sieling (alle SPD) komplett vertreten. Der amtierende Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) würdigte seinen Parteifreund Lemke als das, was er war: ein Allround-Talent.

Willi Lemke soll nächste Woche im Kreis der Angehörigen beigesetzt werden. Für Willi Lemke habe seine Familie – er hinterlässt vier Kinder und fünf Enkelkinder – immer an erster Stelle gestanden. Direkt danach folgte Werder Bremen, sagte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald und wandte sich an den Verstorbenen: „Für dich, lieber Willi, galt: lebenslang grün-weiß. Heute möchte ich hinzufügen: Und auch darüber hinaus.“