Der Liberty Lifter soll Truppen und Ausrüstung über die langen Distanzen im Pazifik transportieren. Er nutzt den sogenannten Bodeneffekt, so wie die Raketen-Ekranoplane der Sowjetunion.

Der Liberty Lifter soll Truppen und Ausrüstung über die langen Distanzen im Pazifik transportieren. Er nutzt den sogenannten Bodeneffekt, so wie die Raketen-Ekranoplane der Sowjetunion.

Die Entwicklungsabteilung DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) will ein Wasserflugzeug für schwere Lasten entwickeln. Eine Tochtergesellschaft von Boeing soll dazu einen „Demonstrator in Originalgröße“ entwickeln. Der Liberty Lifter ist aber kein normales Wasserflugzeug wie die chinesische AG600 „Kunlong“. Der Libery Lifter nutzt den sogenannten „Bodeneffekt“ aus und ist daher ein Nachfolger der Ekranoplane der Sowjetunion.

Der Bodeneffekt wirkt nur in geringer Höhe. Die Tragflächen sind so geformt, dass das Flugzeug auf einer Luftwalze reitet, die es selbst erzeugt. Dadurch können weit höhere Geschwindigkeiten erzielt werden als bei einem Schiff und weit höhere Lasten getragen werden als bei einem richtigen Flugzeug. Nachteil daran: Den Bodeneffekt kann man nur über Wasser oder ebenem, unbebautem Gelände ausnutzen.

Liberty Lifter gleicht einem Wasserflugzeug 

In der UdSSR waren Bodeneffekt-Flugzeuge eine Zeit lang weit verbreitet. Sie dienten als schnelle Wassertaxis entlang der großen Flussläufe, wurden aber später von den vielseitigeren Hubschraubern verdrängt. Berühmt wurden die großen Ekranoplane der sowjetischen Marine. Sie trugen schwere Antischiffsraketen und waren als Flotten-Zerstörer konzipiert.

Ekranoplan_11 Uhr

Das derzeitige DARPA-Design unterscheidet sich allerdings stark von den Sowjet-Modellen der Lun-Klasse. Diese erinnerten mehr an Torpedoboote mit Stummelflügeln. Der Liberty Fighter sieht aus wie ein großes Wasserflugzeug, mit weit spannenden Tragflächen, über denen acht Turboprop-Triebwerken angebracht sind. Er soll eine Reichweite von 12.000 Kilometern haben, auf bis zu vier Meter hohen Wellen reiten können, 250 km/h erreichen und zwei amphibische Kampffahrzeuge der Marines oder sechs Standardcontainer transportieren können. Zusätzlich zum Ausnutzen des Bodeneffekts soll der Lifter allerdings auch „normal“ bis zu einer Höhe von 3000 Metern fliegen können. Da der Liberty Lifter auf diese Art auch Land überfliegen kann, hat er ein größeres Einsatzspektrum.

WISSEN FS Ekranoplane

Durch die harmonische Form dürfte das US-Projekt leichter zu beherrschen sein als die Ekranoplane der Sowjetmarine. Der Übergang vom Gleiten zum Schwimmen soll bei ihnen stets ein kritisches Manöver gewesen sein.

Billiger als ein Flugzeug

In Russland werden regelmäßig Konzepte für neue Ekranoplane vorgestellt. Auch sie gleichen mehr einem Wasserflugzeug als den alten Modellen. Nur bislang wurde keine Fertigung in Auftrag gegeben. Im zivilen Bereich könnte der Zwitter zwischen Boot und Flugzeug mehr Chancen haben als Fähre oder als Wassertaxi. Ein kleiner Ekranoplan kann elektrisch angetrieben werden und auch dort relativ hohe Geschwindigkeiten erreichen, wo der private Betrieb von Hubschraubern nicht erlaubt ist.

Der Liberty Lifter dagegen ist für den pazifischen Raum bestimmt und soll es den USA ermöglichen, schnell Truppen und Ausrüstung über die großen Distanzen zu verlegen. Ein Vorteil der Ekranoplane wäre, dass sie, anders als ein Transportflugzeug, schwer vom Radar zu erfassen sind.

WISSEN AR Airfish 8

Interessant zu wissen

In den 1960er-Jahren, am Ende seiner Laufbahn, dachte der geniale Flugzeugkonstrukteur Dr. Alexander Lippisch die Ekranoplane neu. Er entwickelt ein umgekehrt gepfeiltes Flügeldesigns, das es möglich machte, den Bodeneffekt in relativ großer Höhe zu nutzen. In Lippischs Design wirkt der Effekt noch in einer Höhe von 50 Prozent der Spannweite, bei den Modellen aus der UdSSR waren es nur 10 Prozent. Dadurch kann man kleine Ekranoplane konstruieren, die den Bodeneffekt auch auf rauer See nutzen. Im Zweiten Weltkrieg basierte der Raketen-Abfangjäger Messerschmitt Me 163 „Komet“ auf seinem „Projekt X“. Lippisch gehört mit seinen unkonventionellen Ideen zu den einflussreichsten Flugzeugkonstrukteuren des 20. Jahrhunderts. Er gilt unter anderem als „Vater“ des Deltaflügels. Nach dem Zweiten Weltkrieg basierten die Rekordflugzeuge Convair XF-92, der Jäger Convair F-106 und der strategische Überschallbomber Convair B-58 auf seinen Entwürfen.