Der Habichtskauz war in Deutschland ausgestorben. Seit 2017 werden die putzigen Eulenvögel in Nordostbayern wieder angesiedelt.

Der Habichtskauz war in Deutschland ausgestorben. Seit 2017 werden die putzigen Eulenvögel in Nordostbayern wieder angesiedelt.

Die Population der Habichtskäuze in Nordostbayern wächst. 23 Tiere sind dieser Tage ausgewildert worden, wie der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) mit Sitz in Erbendorf (Kreis Tirschenreuth) mitteilte. Die Jungvögel sollen in den Wäldern der Oberpfalz und Oberfrankens heimisch werden. Seit Beginn des Wiederansiedlungsprojektes im Jahr 2017 sind den Angaben nach gut 100 Habichtskäuze in die Freiheit entlassen worden.

Die Habichtskäuze stammen aus Nachzuchten in Zoos und Wildparks in Frankreich und Deutschland. VLAB-Vorsitzender Johannnes Bradtka freut sich über das große Netzwerk, das sich mit den Jahren entwickelte. So soll auch eine genetische Vielfalt innerhalb der Population geschaffen werden. Hierfür sei auch die DNA-Sequenzierung ein wichtiger Schritt. Diese sei für jeden der nun ausgewilderten Habichtskäuze vorgenommen worden.

Sie diene dazu, den Genpool der Population kontinuierlich zu überprüfen und zu vergrößern, um einer Inzucht vorzubeugen, sagt Projektleiterin Michaela Domeyer. „Die genetische Vielfalt ist ein zentraler Faktor für das langfristige Überleben einer jeden Art. Mit der DNA-Sequenzierung können wir künftig gezielt darauf hinwirken, die Habichtskauz-Population gesund zu erhalten und ihr Aussterberisiko zu verringern.“

Mit GPS-Sendern ausgestattet

Neu ist Bradtka zufolge in diesem Jahr die Besenderung einiger Exemplare. Neun der Vögel seien mit kleinen GPS-GSM-Ortungsgeräten ausgestattet worden. Die je lediglich 26 Gramm schweren Geräte seien von einem Tierarzt mit einem Band an der Hüfte der Vögel befestigt worden, so dass es das Flugverhalten und die Bewegung nicht störe. Nach etwa einem Jahr lösen sich die Bänder und somit fallen die Sender ab. Bis dahin würden Daten zu den Wanderungsbewegungen der Käuze gesammelt.

„Die Telemetrie ist ein Fortschritt für unser Projekt, um Einblicke in das Leben der Habichtskäuze nach ihrer Freilassung zu gewinnen. Wir sind gespannt auf die ersten Ergebnisse“, sagt Bradtka. Die Sender könnten nach dem Abfallen eingesammelt und wiederverwendet werden.

In Volieren Vorgeschmack auf die Freiheit bekommen

Vor ihrer Freilassung waren die Tiere in Volieren untergebracht, wo sie sich an ihre neue Umgebung im Wald gewöhnen konnten. Während dieser Zeit wurden sie noch gefüttert. Am Ende seien die Tiere schon ungeduldig gewesen, erzählte Bradtka. „Sie wollten raus.“ Die Sterblichkeitsrate der ausgewilderten Habichtskäuze liege zwischen 40 und 50 Prozent. Häufigste Todesursache seien Verkehrsunfälle, also Kollisionen mit Lastwagen oder Autos.

Etwa 220 Brutkästen hat der Verein in den Wäldern des Fichtelgebirges, des Hessenreuther- und Oberpfälzer Waldes, im Steinwald, auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und jenseits der Grenze zu Tschechien im Böhmischen Wald für die Tiere aufgehängt.

Der Habichtskauz ist der größte und zugleich einer der seltensten Käuze in Mitteleuropa. Er ist etwa 60 Zentimeter groß, hat eine Spannweite von 125 Zentimetern und kann 20 Jahre alt werden. Der Habichtskauz war in Deutschland ausgestorben. Vor fast 100 Jahren wurde das damals letzte lebende Exemplar in der bayerisch-tschechischen Grenzregion geschossen.

Seit 2017 werden die putzigen Eulenvögel in Nordostbayern wieder angesiedelt. Gefördert wird das Wiederansiedlungsprojekt unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung.

Habichtskauzprojekt VLAB