Ein Delfin verletzt seit drei Jahren fast 50 Menschen an einem Badestrand im Westen Japans. Möglicherweise ist er einsam und paarungswillig.

Ein Delfin verletzt seit drei Jahren fast 50 Menschen an einem Badestrand im Westen Japans. Möglicherweise ist er einsam und paarungswillig.

Rettungsschwimmer suchen das Wasser in der Wakasa-Bucht in Westjapan regelmäßig nach Flossen ab. Spezielle Unterwassergeräte senden hochfrequentierte Geräusche, um Delfine abzuschrecken. Auf Plakaten sind die Tiere mit weit geöffnetem Maul und scharfen Zähnen abgebildet. Sie sollen Strandbesucher davor warnen, dass es sich hier nicht um Flippers Freunde, sondern um Raubtiere handelt. In der sonst so idyllischen Wakasa-Bucht herrscht schon seit drei Jahren Ausnahmezustand, wie unter anderem die New York Times berichtet.

Seit 2022 sind demnach mindestens 47 Menschen bei Delfinangriffen verletzt worden. Viele von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Alleine in diesem Jahr gibt es schon 16 dokumentierte Fälle (Stand: 16. August). Die Behörden vermuten, dass es sich um ein und denselben Delfin handeln könnte.

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Er sei in Ufernähe geschwommen, erzählt ein Mann lokalen Medien von seinem Horrorerlebnis. Dann sei ein Delfin gekommen und habe ihn in den Arm gebissen. Das Tier habe sich auf ihn gestürzt und ihn beinahe unter Wasser gedrückt.

”Delfine können bei der Paarung sehr wild sein!“

Seit sich die Angriffe in Japan häufen, versuchen Wissenschaftler den Grund für das Verhalten des Tiers herauszufinden. Es könnte sich hier um einen ”einzelnen männlichen Tümmler” handeln, zitiert die New York Times Ryoichi Matsubara. Er ist Direktor des Echizen Matsushima Aquariums in der betroffenen Präfektur Fukui. Mehrfach sei der Delfin dabei beobachtet worden, wie er versucht habe, ”seine Genitalien gegen Menschen zu drücken“, so der Forscher. Es könnte sich hier also um Paarungsverhalten handeln.

”Delfine können bei der Paarung sehr wild sein“, erklärt Putu Mustika der Zeitung. Laut der Dozentin und Meeresforscherin an der James Cook University in Australien könnten die Tiere deshalb Menschen unbeabsichtigt verletzen, weil sie deutlich stärker seien.

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Japans Behörden warnen vor Delfin: ”Wenn es ein Bär wäre, würden die Leute weglaufen”!

Es gibt aber auch noch anderen Theorien: Weil einige Menschen auch in Ufernähe attackiert worden sind, könnte es sein, dass das Tier als Einzelgänger lebt und aggressiv ist. Delfine sind soziale Tiere und leben eigentlich in Gruppen. Bleibt ein Tier lange alleine, könne es zu abweichendem Verhalten kommen, sagen die Wissenschaftler.

Sie warnen schon lange davor, den Kontakt zu Delfinen zu suchen. ”Menschenfreundliches“ Verhalten sei bei Tieren, die nicht in Gefangenschaft leben und entsprechend dressiert sind, unnatürlich. ”Wenn es ein Bär wäre, würden die Leute weglaufen”, sagt Matsubara der New York Times. ”Was die Zerstörungskraft betrifft, gibt es zwischen Delfinen und Bären keinen Unterschied“. 

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de