"Yes, she can!": Mit der Abwandlung seines berühmten Wahlkampfslogans für Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat Ex-Präsident Barack Obama den Parteitag der US-Demokraten zu Begeisterungstürmen hingerissen. Obama wie auch seine Ehefrau Michelle priesen Harris am Dienstagabend (Ortszeit) bei der Versammlung in Chicago als neue Hoffnungsträgerin für das Land an - doch mahnten sie ihre Partei auch, sich für ein "enges" Rennen gegen Donald Trump zu wappnen.  

„Yes, she can!“: Mit der Abwandlung seines berühmten Wahlkampfslogans für Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat Ex-Präsident Barack Obama den Parteitag der US-Demokraten zu Begeisterungstürmen hingerissen. Obama wie auch seine Ehefrau Michelle priesen Harris am Dienstagabend (Ortszeit) bei der Versammlung in Chicago als neue Hoffnungsträgerin für das Land an – doch mahnten sie ihre Partei auch, sich für ein „enges“ Rennen gegen Donald Trump zu wappnen.  

„Wir sind bereit für Präsidentin Kamala Harris„, sagte Barack Obama. „Und Kamala Harris ist bereit für den Job.“ Sein neu formulierter Slogan „Yes, she can!“ wurde von der Menge im Saal in Sprechchören wiederholt – was Erinnerungen an die Euphorie weckte, die Obama einst mit dem Spruch „Yes, we can!“ (sinngemäß: „Ja, wir schaffen das!“) ausgelöst hatte. 

Michelle Obama hatte zuvor mit ihrer Rede ebenfalls Jubelstürme bei den mehr als 4500 Delegierten heraufbeschworen. Harris sei „mehr als bereit für diesen Moment“, sagte Michelle Obama, die die Kandidatin als „mein Mädchen“ bezeichnete. Die frühere First Lady lobte Harris als „eine der qualifiziertesten Personen, die jemals das Präsidentenamt angestrebt haben“.

Auch Michelle Obama knüpfte an die Sprache früherer Kampagnen ihres Mannes an, indem sie dessen einstige Losung „Hoffnung“ zitierte. „Etwas Magisches und Wunderbares liegt in der Luft“, sagte sie. „Es ist die ansteckende Kraft der Hoffnung.“

Nach Barack Obama als erstem afroamerikanischen US-Präsidenten könnte Harris die erste Frau und Afroamerikanerin an der Spitze des Landes werden. Die Tochter eines schwarzen Jamaikaners und einer Inderin wäre auch das erste Staatsoberhaupt mit asiatischen Wurzeln. 

Am zweiten Tag ihrer Versammlung bestätigten die Demokraten in einer zeremoniellen Abstimmung die Nominierung der 59-Jährigen als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl im November. Da Harris bereits Anfang August in einer elektronischen Abstimmung offiziell nominiert worden war, hatte das Parteitagsvotum nur noch symbolischen Charakter – und wurde als Party zelebriert. 

Ein DJ spielte Songs, die zu den einzelnen Bundesstaaten und Territorien passen sollten, deren Vertreter die jeweiligen Abstimmungsergebnisse vortrugen – „Sweet Home Alabama“ beispielsweise. Delegierte tanzten. Auch trat während der Abstimmung kurz der Rapper Lil Jon auf.

Michelle und Barack Obama mahnten ihre Partei später jedoch, dass bei aller Euphorie im Wahlkampf noch harte Arbeit bevorstehe. Es gebe weiterhin viele Leute im Land, die Harris für jede ihrer Handlungen kritisierten, „Lügen“ über sie verbreiteten und nicht für eine Frau stimmen wollten, sagte die frühere First Lady. 

Barack Obama sagte: „Täuscht Euch nicht: Dies wird ein Kampf.“ Bei all der „unglaublichen Energie“, die in den vergangenen Wochen in der Partei entstanden sei, werde die Wahl zu einem „engen Rennen in einem scharf gespaltenen Land“ werden.

Die Obamas fuhren auch eine Serie harter Attacken gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump. Michelle Obama warf ihm vor, „hässliche, frauenfeindliche und rassistische Lügen als Ersatz für wirkliche Ideen und Lösungen“ zu verbreiten. Barack Obama mokierte sich über die „kindischen Spitznamen“, die der Ex-Präsident für seine Gegner erfinde, dessen „verrückte Verschwörungstheorien“ und „merkwürdige Besessenheit“ mit der Größe von Menschenmengen bei Wahlkampfveranstaltungen. 

Zuvor hatte auch Harris‘ Ehemann Doug Emhoff beim Parteitag gesprochen. In seiner sehr persönlich gehaltenen Rede sagte er etwa über seine Frau: „Ich liebe dieses Lachen!“ Dies war eine indirekte Replik auf Trump, der das schallende Lachen seiner Rivalin als das „einer Verrückten“ bezeichnet hat. Seine Frau bringe „sowohl Freude als auch Zähigkeit für diese Aufgabe mit“, sagte Emhoff. Der Ex-Anwalt ist als Ehemann der ersten Frau im Vizepräsidentenamt der erste „Second Gentleman“ der USA – und könnte der erste „First Gentleman“ werden.

Harris trat am Dienstag beim Parteitag nicht auf. Sie sprach jedoch eine Grußbotschaft an die Delegierten, die live aus Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin übertragen wurde, wo sie mit ihrem Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz eine Kundgebung abhielt. Am Montag hatte sie in einer kurzen Ansprache zum Parteitagsauftakt die Verdienste von Präsident Joe Biden gewürdigt, der im Juli auf die erneute Kandidatur verzichtet hatte. 

Der 81-jährige Präsident nahm nach seiner umjubelten Parteitagsrede am Montag nicht weiter an der Versammlung teil, sondern befindet sich inzwischen im Urlaub in Kalifornien. Harris wird am Donnerstag zum Abschluss des Parteitags in einer Rede ihre Nominierung für die Wahl am 5. November formell annehmen.