Im Landkreis Göttingen startete vor vier Jahren das erste Digitale Dorf in Niedersachsen. Inzwischen machen fast 1.200 kleine Orte bei dem Projekt mit. Weshalb ist der "DorfFunk" so beliebt?

Im Landkreis Göttingen startete vor vier Jahren das erste Digitale Dorf in Niedersachsen. Inzwischen machen fast 1.200 kleine Orte bei dem Projekt mit. Weshalb ist der „DorfFunk“ so beliebt?

 

Eine Dorfkneipe oder einen Supermarkt gibt es in vielen kleinen Orten in Niedersachsen nicht mehr, für den Austausch untereinander wird das Internet immer wichtiger. Das Projekt „Digitale Dörfer Niedersachsen“ bietet eine Plattform für Dorfbewohnerinnen und -bewohner unter anderem für Kontaktanzeigen, Verkaufsangebote und den Austausch mit der Verwaltung. Herzstück ist die „DorfFunk“-App – über das Smartphone können Bürgerinnen und Bürger nachbarschaftliche Unterstützung anbieten, Suchanzeigen einstellen oder einfach miteinander plauschen. 

„Die App ist sehr beliebt“, sagt Carola Croll, wissenschaftliche Leiterin des Projekts. „Hier gibt es nichts, was es nicht gibt.“ So habe eine Familie zum Beispiel einmal per App im Dorf gefragt, wie man am besten einen Waschbären vom Dachboden loswird und wer dabei helfen könne. Auch verschiedenste Gruppen hätten zusammengefunden, etwa Männer, die mit ihren Hunden joggen gehen, oder Eltern mit Zwillingen. 

Über den Kanal „Sag’s uns“ können die Nutzerinnen und Nutzer direkt mit der Kommune in Kontakt treten und den Mitarbeitenden Vorschläge machen oder Mängel melden – wenn Straßenlaternen kaputt sind oder ein Klettergerüst auf dem Kinderspielplatz wackelt.

Landesweit schon fast 64.000 Nutzerinnen und Nutzer

Als erstes digitales Dorf startete 2020 die Gemeinde Gleichen im Landkreis Göttingen, damals finanziert aus einem Projekt des Bundesagrarministeriums. Noch in der Corona-Zeit wurde das Projekt „Digitale Dörfer Niedersachsen“ zunächst lediglich mit vier Landkreisen in Südniedersachsen gestartet; seit zwei Jahren können Kommunen in ganz Niedersachsen teilnehmen. Neben der „DorfFunk“-App gehört das Informationsportal „LandNews“ dazu, auch kommunale Internetseiten können eingebunden werden.

Es ist eine Erfolgsgeschichte: Inzwischen sind der Projektleiterin zufolge landesweit 1.194 Ortsteile freigeschaltet, die als sogenannte Digitale Dörfer bezeichnet werden können. Niedersachsenweit seien mehr als 63.800 Nutzerinnen und Nutzer registriert. (Stand 15. Juli 2024)

Die teilnehmenden Orte haben die Möglichkeit, sich als Modellkommunen zu bewerben. Anfang August wurde Holle im Landkreis Hildesheim als eine solche Modellkommune ausgezeichnet. Bürgermeister Falk-Olaf Hoppe lobt vor allem den „DorfFunk“. „Die App hat das Leben in unseren ländlichen Gemeinden spürbar bereichert“, sagt der CDU-Politiker. Die Kommunikation innerhalb der Dorfgemeinschaft habe sich intensiviert, die Menschen seien vernetzter. 

Wertvoll für Absprachen während der Hochwasserlage

„Die App war während des Weihnachtshochwassers besonders wertvoll“, betont Hoppe. Die örtliche Feuerwehr informierte per „DorfFunk“-App über die aktuelle Hochwasserlage,Straßensperrungen und ihre Arbeiten. Zudem nutzten Freiwillige die App, um ihre Hilfe anzubieten, zum Beispiel für das Befüllen von Sandsäcken. 

„Digitale Dörfer Niedersachsen“ ist ein Projekt der Stiftung Digitale Chancen in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE). Es wird durch das niedersächsische Europaministerium gefördert. Croll zufolge gibt es vergleichbare Projekte auch in anderen Bundesländern, die Dorfgemeinschaften in Niedersachsen seien aber besonders aktiv.