Bodo Ramelow ist Deutschlands einziger Linke-Ministerpräsident. In weniger als zwei Wochen will er sein Amt verteidigen. Nun kündigen die Vorsitzenden seiner Partei den Rückzug an. Er hat Verständnis.

Bodo Ramelow ist Deutschlands einziger Linke-Ministerpräsident. In weniger als zwei Wochen will er sein Amt verteidigen. Nun kündigen die Vorsitzenden seiner Partei den Rückzug an. Er hat Verständnis.

Nach der Rückzugsankündigung der beiden Linken-Chefs Janine Wissler und Martin Schirdewan hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow auch strukturelle Veränderungen in seiner Partei gefordert. „Ich habe die Erwartung an die Kreisverbände und die Landesverbände, dass sie jetzt sehr aktiv mitarbeiten, dass sie nicht nur aufs Personal gucken, sondern auch auf die strukturellen Themen“, sagte Ramelow in Erfurt. Es gehe auch um eine bessere formale Einbindung der Landesverbände, sagte er. 

Die beiden Linke-Bundesvorsitzenden Wissler und Schirdewan hatten am Sonntag ihren Rückzug angekündigt. Beim Parteitag in Halle im Oktober wollen sie nicht mehr kandidieren. Ramelow sagte, er sei beiden dankbar, dass sie bis dahin noch Verantwortung tragen.

Rücktritt notwenig

Dem „Stern“ sagte Ramelow: „Die Ankündigung ist ein absolut notwendiger Schritt.“ Zwar mag der Zeitpunkt vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen schlecht erscheinen, aber er verstehe die Entscheidung der beiden Vorsitzenden. Eine neue Führung in der Linken könne aber nur ein „Teil eines grundlegenden Neuanfangs der Partei sein“, sagte er. Ein Austausch von Personen reiche nicht.

Nach dem Weggang von Sahra Wagenknecht und ihrer Neugründung einer eigenen Partei, leidet die Linke unter eingebrochenen Umfragewerten. In Sachsen und in Thüringen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. Ramelow will Ministerpräsident in Thüringen bleiben, steht nach der Gründung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit seiner Linken in Umfragen aber nur noch bei Werten zwischen 11 und 16 Prozent. Bei der Landtagswahl 2019 war die Linke mit ihm als Spitzenkandidaten stärkste Kraft in Thüringen geworden – mit 31 Prozent.