In der Reihe "Shooting Stars" gibt das ZDF Regie-Talenten eine Chance und Sendezeit. Zum Abschluss der diesjährigen Staffel geht es um Mutter-Tochter-Beziehungen. Mit einer starken Hauptdarstellerin.

In der Reihe „Shooting Stars“ gibt das ZDF Regie-Talenten eine Chance und Sendezeit. Zum Abschluss der diesjährigen Staffel geht es um Mutter-Tochter-Beziehungen. Mit einer starken Hauptdarstellerin.

So ganz bei der Sache ist Psychotherapeutin Ina Lorenz nicht. „Wollen Sie mich in den Schlaf quatschen oder was?“, fragt ihre Patientin genervt. Da klingelt es Sturm an der Praxistür – inmitten der Sitzung. Diese löst Inas Mutter mit ihrem plötzlichen Aufkreuzen kurzerhand auf und erklärt der Tochter unbeeindruckt: „Du kannst eben nicht jedem helfen.“

Dabei versucht Ina genau das, möchte es allen recht machen. Wenn es Schwierigkeiten gibt, sucht sie die Schuld bei sich. Und dann? „Ich beiß‘ die Zähne zusammen und mach‘ eben weiter.“ Wohin das führt, zeigt das ZDF am Dienstag (22.45 Uhr) in der Tragikomödie „Alle wollen geliebt werden“ aus der Reihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“.

Zum zwölften Mal hat die ZDF-Nachwuchsredaktion Das kleine Fernsehspiel die Reihe in diesem Jahr präsentiert, die mit dem Spielfilm-Debüt von Regisseurin Katharina Woll nun endet. Es ist ihr Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, den Woll als feministisch beschreibt. „Nicht nur eine starke Frau ist eine gute Feministin, sondern auch eine vielschichtige, komplexe Frau. Und das ist Ina“, sagt Woll laut Pressemappe.

Hauptfigur im Dauerstress

Anne Ratte-Polle spielt die 43-Jährige, die gleich mehrere Probleme auf einen Schlag zu bewältigen versucht: Da ist ihr Lebensgefährte, der eine Professur in Finnland antreten will und möchte, dass Ina mitkommt. 

Da ist ihre rebellierende Tochter, die immer wieder mit dem Umzug zum Vater droht und mit der sie typische Solange-du-hier-wohnst-Diskussionen führt. Da ist ihr Job, mit dem sie schon länger nicht mehr glücklich ist. Da ist die Arztpraxis, die sie wegen Laborwerten dringend sprechen will. Und da ist ihre Mutter, die nur sich im Blick hat und die Ina für die Vorbereitung ihres 70. Geburtstags einspannt.

Ina ist so gestresst, dass es einem beim Zuschauen leidtut. Als sie im Gespräch mit der Tochter sagt, dass sie auch mal etwas für sich tun möchte, kontert diese, Ina hätte sie besser abtreiben sollen. Als sie in der Apotheke Medikamente holt und ihr die Mitarbeiterin empfiehlt, sich am besten auszuruhen, antwortet Ina erschöpft nur: „Würd‘ ich gerne.“ 

Zwischen Tochter Elli (Lea Drinda) und Mutter Tamara (Ulrike Willenbacher) droht Ina sich selbst zu verlieren. Auf der Geburtstagsfeier sitzt sie dann auf einer Hollywoodschaukel – alleine, weinend, tief ausatmend. Doch selbst ihr Partner hält ihr vor: „Du kannst dir von mir aus in deinem Leben so viel im Weg stehen, wie du willst. Aber ohne mich!“

„Mir war es wichtig, drei Frauen in den Mittelpunkt zu stellen“

Männer sollten in dem Film aber nur Nebenrollen spielen und auf keinen Fall großen Platz auf der Leinwand einnehmen, wie Regisseurin Woll erklärt, die das Buch mit Florian Plumeyer geschrieben hat. „Männliche Erzählperspektiven, verkörpert von männlichen Schauspielern, haben wir ja zur Genüge. Mir war es wichtig, drei Frauen in den Mittelpunkt zu stellen.“

Beim 39. Filmfest München vor zwei Jahren war der Film unter anderem für beste Regie nominiert. Das Drehbuch erhielt den Förderpreis Neues Deutsches Kino. Gleich mehrere Auszeichnungen kleinerer Filmfestivals bekam Anne Ratte-Polle für ihre vielschichtige Darstellung. „Anne bringt als Schauspielerin eine sehr interessante Grundspannung mit“, sagt Woll. „Oft wird sie deshalb für verrückte und durchgeknallte Frauenrollen besetzt. Ich fand es interessant, sie einmal in einer ganz anderen Rolle zu sehen.“

Zum Ende der gut 75 Minuten eskaliert die Gartenparty. Ina verlässt die Feier, zieht nachts alleine durch die Straßen. Endlich entschleunigt sich ihr Leben. Sie trifft auf einen ehemaligen Patienten, der sie in ein Gespräch verwickelt. Danach nimmt sie sich Zeit für sich.