Der Frost hat schon die ersten Triebe auf dem Gewissen. Nun kämpfen die Winzer mit anderen Herausforderungen. Grund zum Feiern haben sie dieses Wochenende trotzdem.

Der Frost hat schon die ersten Triebe auf dem Gewissen. Nun kämpfen die Winzer mit anderen Herausforderungen. Grund zum Feiern haben sie dieses Wochenende trotzdem.

Hohe Temperaturen und teils reichlich Regen lassen Thüringens Weinbauern aktuell um ihre Trauben bangen. Im April hätten kalte Tage teils zu Komplett-Ausfällen bei den ersten Trieben geführt, sagte die Vorsitzende des Thüringer Weinbauverbands Bad Sulza, Elke Meinhardt. „Jetzt spielt die Fäulnis eine Rolle und wir müssen der Feuchtigkeit die Stirn bieten.“ Der „Pilzdruck“ sei hoch.

Das Ergebnis der diesjährigen Weinlese sei derweil noch ungewiss. Bis direkt vor der Traubenernte könne noch viel passieren. „Wir hoffen auf einen schönen Spätsommer, der den Zuckergehalt der Trauben steigert.“ Ein von der Menge oder Qualität herausragender Jahrgang sei aber wohl nicht zu erwarten, so Meinhardt.

Jubiläums-Sause mit Krönung

Anlass zur Freude gibt es dennoch: Bad Sulza feierte dieses Wochenende das 30. Thüringer Weinfest. „In den 30 Jahren gab es eine unglaubliche Entwicklung. Das Weinfest hat ganz klein mit zwei Ständen angefangen, jetzt rechnen wir mit Tausenden Besuchern“, so Meinhardt.

Bei dem Fest wurde die 22 Jahre alte Studentin Saskia Zahn zur neuen Thüringer Weinprinzessin gekrönt. Zahn studiert im sechsten Semester Lehramt für die Fächer Sport und Geschichte für das Gymnasium und habe durch das Thüringer Weingut Zahn seit der Kindheit eine Verbindung zum Thema Wein, hieß es in einer Mitteilung der Kurgesellschaft Heilbad Sulza. 

Auch zwei ihrer Tanten waren schon Weinprinzessinnen. Zudem sei Zahn bereits als Kind für mehrere Jahre Weinengel gewesen und begleitete damals die Weinprinzessin bei mehreren Terminen und Auftritten. In ihrer Amtszeit werde sie nun die Kur- und Weinstadt Bad Sulza, die Thüringer Weine und den Weinbau Saale-Unstrut repräsentieren, hieß es.

Aktuelle Debatten um die Modernisierung und Öffnung dieser Repräsentationsrolle für Männer, wie sie zuletzt etwa in Rheinland-Pfalz geführt wurde, gebe es in Thüringen bislang nicht wirklich, sagte Meinhardt. „Ich finde es okay, dass darüber diskutiert wird und finde es wichtig, dass sich dieses Ehrenamt immer wieder neu aufstellt, aber wir haben noch ausreichend Bewerberinnen.“

Immer mehr Reben

Ähnlich wie das Weinfest ist auch die Weinanbaufläche in Thüringen gewachsen: Lag sie zu Beginn der 90er Jahre bei etwa 13 Hektar, sind es Stand dieses Jahr inzwischen 147. Tendenz steigend, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium dazu.

Vier gewerbliche Betriebe mit einer Anbaufläche von insgesamt 63 Hektar zählt der Thüringer Weinbau aktuell. Dazu kommen zwölf Weingüter im Nebenerwerb mit Selbstvermarktung, 67 Kleinwinzer und Traubenerzeuger im Nebenerwerb und sechs Agrarbetriebe mit Obst- und Weinbau. Vor allem in der Region Bad Sulza und in Weimar stehen die Thüringer Reben.

Landesregierung fördert den Weinbau

Auch wenn die Situation kaum mit den großen Weinanbaugebieten etwa in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zu vergleichen ist, hat der Weinbau in Thüringen aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums eine hohe Relevanz. Verwiesen wird etwa auf die lange historische Tradition des Weinbaus in der Saale-Unstrut-Region und die Bedeutung für die Kulturlandschaft und den Tourismus.

Entsprechend fördere die Landesregierung den Ausbau, unterstütze Betriebe finanziell bei der Pflanzung von Reben, bei der Anschaffung von Technik oder auch bei Ernteversicherungen gegen klimabedingte Extremwetterschäden.

Denn der Weinbau kämpft genauso mit den Folgen des Klimawandels wie andere Landwirtschaftszweige. Da gehöre eben auch Pilzbefall infolge von langer Trockenheit gemischt mit punktuellem Starkregen dazu. 

Einige Betriebe setzten daher bereits auf sogenannte Piwi-Sorten, die nicht so anfällig für Rebkrankheiten wie Echten und Falschen Mehltau sind.