Je wärmer es ist, desto voller ist es im Freibad. Dann lauern oft allerdings auch Gefahren. Ein Experte erklärt, wie trotzdem nichts schiefgeht.
Andreas Gädigk, 53, ist „Bademeister“ und 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. An heißen Tagen strömen rund 1000 Gäste in sein Freibad. Dann drängeln sich Kinder und Erwachsene in den Schwimmbecken, auf der Rutsche, beim Wasserklettern und in der Spielelandschaft. Innerhalb von drei Minuten, sagt Gädigk, müssen er und sein Team in der Lage sein, das gesamte Gelände auf eventuelle Badeunfälle zu überprüfen. Denn: „Nach drei Minuten ohne Sauerstoff beginnt das Gehirn abzusterben.“
Hier seine wichtigsten Tipps für einen sicheren Besuch im Freibad:
„Verlieren Sie Ihre Kinder nie aus den Augen. Einige Bäder erteilen Eltern, die dauernd aufs iPad oder Smartphone schauen, Hausverbote. Das ist wirklich ein großes Problem geworden. Eltern haben die Aufsichtspflicht! Erst vor wenigen Tagen wäre ein fünf Jahre alter Junge bei uns beinahe ertrunken. Er war vom Einer gesprungen, ohne Schwimmflügel, und konnte nicht schwimmen. Kinder schaffen es in solchen Situationen nicht, mit dem Gesicht wieder über Wasser zu kommen und um Hilfe zu rufen. Sie ertrinken leise. Wir haben es der Geistesgegenwart von zwei Jugendlichen zu verdanken, dass das Kind über Wasser blieb und gerettet wurde.““Delegieren Sie die Verantwortung niemals an ältere Geschwister.““Lassen Sie das iPad zu Hause.““Cremen Sie sich ein. Am besten bevor Sie im Freibad sind. Sonnencreme braucht Zeit, um einzuziehen. Sonst wäscht der Schutz gleich ab und belastet das Badewasser.““Probieren Sie einen Freibadbesuch an bewölkten, warmen Tagen. Da sind die Becken schön leer und Sie müssen sich nicht vor Sonnenbrand fürchten.“
Wichtig im Freibad: „Meckern Sie nicht, wenn das Wasser zu kalt ist“
„Bringen Sie bitte keine Glasflaschen mit. Wenn die zerdeppern, geraten winzige Scherben auf den Rasen oder in die Fugen zwischen den Platten. Die bekommen wir nur schwer vom nassen Boden wieder aufgefegt. Noch gefährlicher wird es, wenn weiße Scherbensplitter im Schwimmbecken landen, die sind kaum zu entdecken.““Meckern Sie nicht, wenn Ihnen das Wasser zu kalt vorkommt. Der Kälteeindruck entsteht durch die Differenz zwischen der Oberflächentemperatur auf Ihrer Haut und der Wassertemperatur. Wenn Sie 30 Minuten lang in der Sonne brutzeln, kann die Oberflächentemperatur der Haut 60 Grad erreichen. Springen Sie dann in 23 Grad warmes Wasser, beträgt die Differenz 37 Grad. Das empfinden Sie als Kälteschock.“ „Strom und Wärme sind kostbar. Ein Freibad in unserer Nähe heizt mit Energie aus einer Biogasanlage vor Ort. Das ist günstig und die Kollegen können ihren Badgästen eine Wassertemperatur von 28 Grad ermöglichen. Vielleicht gibt es solche Bäder auch in Ihrer Nähe.““Haben Sie sich wirklich eingecremt?““Erinnerungsfotos aus dem Freibad sind total klasse. Aber posten Sie die Bilder nie in den sozialen Netzwerken oder auf Whatsapp. Es könnten andere Badegäste darauf zu sehen sein. Die haben ein Recht auf den Schutz der Persönlichkeit. In vielen Bädern ist das Fotografieren inzwischen verboten.““Pommes gehören zum Freibad-Besuch dazu. Aber machen Sie danach eine Pause, bevor Sie wieder ins Becken springen. Und schmeißen Sie die Schale in den Mülleimer, nicht auf den Boden.““Auch, wenn Sie es lästig finden: Folgen Sie den Anweisungen der Kollegen. Es gilt: Unser Haus, unsere Regeln.““Zum Schluss eine Bitte: Haben Sie mal darüber nachgedacht, sich in der Schwimmausbildung zu engagieren? Sämtliche Vereine suchen dringend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Die Ausbildung von Kindern hat durch die Corona-Pandemie sehr gelitten, die Wartelisten sind noch immer lang. Später kam die Energiekrise durch den Ukrainekrieg dazu, da haben viele Bäder das Wasser auf nur 18 oder 19 Grad geheizt. Die Kleinen haben gebibbert, an Schwimmtraining war nicht zu denken. Es gibt viel aufzuholen.“