Schüsse im Juweliergeschäft, ein Mann wird lebensgefährlich verletzt. Ein Täter sitzt bereits, zwei weitere Männer stehen vor Gericht. Einen Satz, der beim Überfall fiel, mag wohl niemand gerne hören.

Schüsse im Juweliergeschäft, ein Mann wird lebensgefährlich verletzt. Ein Täter sitzt bereits, zwei weitere Männer stehen vor Gericht. Einen Satz, der beim Überfall fiel, mag wohl niemand gerne hören.

Es ist ein Satz, den vermutlich niemand gerne beim Einkaufen hören möchte – und den die meisten wohl nur aus dem Kino kennen: „Hände hoch, Überfall!“. Das sollen zwei junge Männer gerufen haben, als sie im Sommer 2023 ein Juweliergeschäft in Hannover überfielen – am helllichten Tag und mitten in der Innenstadt. Maskiert und mit einer Schusswaffe stürmten sie in das Geschäft, in dem auch Kunden waren, zerschlugen Vitrinen und schossen auf einen Angestellten – der damals 39 Jahre alte Mann wurde lebensgefährlich verletzt. Auf Damenfahrrädern entkamen sie mit ihrer Beute: Goldketten. 

Ein 20-Jähriger sitzt schon im Gefängnis, er wurde im Februar zu sieben Jahren Jugendhaft verurteilt. In einem neuen Prozess stehen nun der 19 Jahre alte mutmaßliche Schütze und ein 23-Jähriger, mutmaßlich der Hintermann und Auftraggeber, vor Gericht. Der 19-Jährige hatte sich zwischenzeitlich in den Irak abgesetzt, er stellte sich etwa sieben Monate später. Die Verhandlung am Landgericht Hannover endete nach der Verlesung der Anklage allerdings abrupt: Einer der Anwälte konnte zum Prozessauftakt nicht erscheinen. Fortgesetzt werden soll der Prozess am 3. September (14.00 Uhr). 

23-Jähriger wollte Tat nicht selbst begehen

Was wird den Männern vorgeworfen? Aus Habgier und Heimtücke soll der 19-jährige Iraker versucht haben, einen Menschen zu töten, wie die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklage sagte. Auch schwerer Raub wurde ihm vorgeworfen. 

Der 23-Jährige wiederum wollte die Tat demnach nicht selbst begehen, sondern heuerte die Männer an, gab dem 19-Jährigen eine Schusswaffe und trug dem Mittäter auf, einen Vorschlaghammer und Handschuhe zu besorgen. Auch soll er sie ermutigt haben, im Fall der Fälle auf die Mitarbeiter zu schießen – damit nahm er laut Anklage in Kauf, dass Menschen sterben. Als Belohnung sollten sie einen Teil der Beute erhalten.

Bedrohung durch Hintermann

Auf den 23 Jahre alten Kroaten waren die Ermittler überhaupt erst im Verfahren gegen den 20-Jährigen aufmerksam geworden: Dieser hatte im Prozess gesagt, er habe unter Druck gestanden, sich an dem Überfall zu beteiligen. Bei dem Urteil gegen den jungen Mann ging die Kammer im Februar zu seinen Gunsten von einer Bedrohung durch einen Hintermann aus. 

Nachdem die beiden jungen Männer in den Laden gestürmt waren, zerschlug der 20-Jährige laut Anklage mehrere Vitrinen mit Schmuck. Sein jüngerer Komplize schoss mehrmals auf den Angestellten, verfehlte ihn aber. Als dieser einen Mülleimer auf die Angreifer warf, schoss er erneut – und traf ihn in den Bauch. „Er hat mich erschossen“, soll das Opfer noch gerufen haben, bevor es aus dem Verkaufsraum flüchtete. Der Mann überlebte mit lebensgefährlichen Verletzungen etwa der Leber und einer Niere, die entfernt werden musste. Laut Staatsanwältin war der Überfall nach einer Minute vorbei. 

Keine Einlassungen geplant

Der 20 Jahre alte Mittäter hatte im ersten Prozess seinen Verteidiger in einer Erklärung sagen lassen: „Ich möchte mich bei allen Menschen, denen ich Schaden und Leid zugefügt habe, aufrichtig entschuldigen.“ Er werde bemüht sein, alles gutzumachen, er übernehme auch die Verantwortung dafür, Vitrinen eingeschlagen und Schmuck gestohlen zu haben: „Ich hätte dies nicht tun dürfen.“ Im neuen Prozess sind derzeit dagegen keine Einlassungen der Angeklagten geplant, wie die Verteidiger sagten. Der 23-Jährige wirkte zum Prozessauftakt recht gelassen; er lächelte seiner Familie im Gerichtssaal zu.