Blake Lively bewirbt ihren Kinofilm "Nur noch ein einziges Mal" ("It Ends With Us") mit Blumen, Alkohol und Haarprodukten. Dabei ist es gefährlich, ausgerechnet diese Filmgeschichte als Feelgood-Streifen zu verkaufen. 

Blake Lively bewirbt ihren Kinofilm „Nur noch ein einziges Mal“ („It Ends With Us“) mit Blumen, Alkohol und Haarprodukten. Dabei ist es gefährlich, ausgerechnet diese Filmgeschichte als Feelgood-Streifen zu verkaufen. 

Über Blake Lively braut sich gerade ein Unwetter zusammen. Ein veritabler Internet-Shitstorm ist im Gange – und Schuld daran ist die Schauspielerin selbst. Denn aktuell befindet sich Lively auf großer Promotion-Tour für ihren neuen Kinofilm „Nur noch ein einziges Mal“ (engl. „It Ends With Us“), bei dem sie nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch als Produzentin die Zügel in der Hand hatte. 

Mit jedem ihrer Auftritte zerstört Lively gerade nicht nur ihr Image, sondern erweist vor allem Frauen einen Bärendienst. „Ehrlich gesagt bin ich zutiefst enttäuscht“, „Schäm dich“, „Was zur Hölle soll das?“ – nur drei Kommentare unter Livelys jüngstem Instagram-Beitrag. 

Blake Lively wird für Promo-Tour von „It Ends With Us“ scharf kritisiert

Aber was ist da los? 

Bei „Nur noch ein einziges Mal“ handelt es sich nicht um einen Feelgood-Streifen. Denn das Thema, das dem Film und der Romanvorlage von Colleen Hoover zugrunde liegt, ist ernst. Man könnte sogar sagen todernst. 

Buch und Film erzählen die Geschichte von Lily Bloom, die mit einem gewalttätigen Vater aufwuchs, der ihre Mutter schlug, und die selbst Opfer von häuslicher Gewalt wird. Guckt man sich jedoch an, wie Lively und ihr Ehemann Ryan Reynolds (der ebenfalls in die Arbeit am Film involviert war) den Film bewerben, könnte man denken, es handle sich um eine leichte Liebesromanze mit vielen Blümchen. Was es mit den vielen Blumen auf der Werbetour auf sich hat? Livelys Filmcharakter Lily Bloom eröffnet in dem Streifen einen eigenen Blumenladen, findet so zur Selbstständigkeit. Das war es aber auch.

Nicht nur Blumen sind eine beliebte Requisite auf der Werbetour zum Film. Lively nutzt die Gelegenheit und die große Aufmerksamkeit, um ihre neuen Haarprodukte an den Mann (oder besser die Frau) zu bringen. Wann immer sich die Chance ergibt, erwähnt sie ihr neues Unternehmen. Und nicht nur das: Lively schmiss außerdem eine Promo-Party gemeinsam mit ihrer Alkoholmarke Betty Buzz. Wie bitte? Es geht kaum unsensibler. Einen Film, in dem häusliche Gewalt eines der zentralen Themen ist, mit einer Alkoholmarke in Verbindung zu bringen, ist ein so katastrophaler Schritt, dass man sich wundern muss, wer Lively eigentlich gerade berät. 

Auch Ryan Reynolds gerät in die Kritik

Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist bei etwa der Hälfte der Fälle von häuslicher Gewalt Alkohol im Spiel. Die Droge sei ein „gewaltfördernder Faktor“. Mehrheitlich sei es der Mann, der ein Alkoholproblem habe. Auch in „Nur noch ein einziges Mal“ spielt Alkohol in Verbindung mit der Gewalt, die Lily Bloom angetan wird, eine Rolle. Die „World Health Organization“ (WHO) berichtet von ähnlichen Statistiken. 

Dont worry Darling

Neben dem Alkohol gibt es noch weitere Ursachen von häuslicher Gewalt. Eifer- und Kontrollsucht sind nur zwei davon. Mit diesem Wissen im Kopf wirkt ein anderer Werbesketch für den Film geradezu skandalös. Darin stellt Livelys Ehemann Ryan Reynolds dem Co-Star seiner Frau, Brandon Sklenar, ein paar Fragen. Vermeintlich humoristisch spielt er den übermäßig eifersüchtigen Ehemann, der mit Fragen unter der Gürtellinie Lacher generieren will. 

„Ryan Reynolds hielt es für witzig, in einem Werbespot für einen Film über häusliche Gewalt einen übermäßig kontrollierenden Ehemann zu spielen. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Taktloseres gesehen“, so nur eine – völlig angemessene – Reaktion auf den Sketch. 

Häusliche Gewalt wird mit Blumen und Alkohol verkauft

Zu sehen, wie Lively gemeinsam mit Reynolds den Film bewirbt, macht wütend. Wut, die auch im Netz sichtbar ist. „Du hast uns im Stich gelassen. Massiv. Schäm dich“, schreibt eine Nutzerin dort zu einem weiteren fröhlichen Promo-Clip, in dem Lively und ihre Co-Stars das Thema Gewalt gekonnt verschweigen. „Dies ist ein Film über Missbrauch, könntest du den bitte angemessen bewerben?“, fordert eine andere. „Du hast nicht die nötige Reife, um die Menschen, die du in diesem Film darstellst, respektvoll zu vertreten. Ich bin zutiefst enttäuscht über den flatterhaften Ton und die seifenblasige Art, mit der du für eine Geschichte über ein todernstes Thema wirbst“, kritisiert eine andere. 

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Worte, die mittlerweile offenbar auch bei Lively angekommen sind. Auf Instagram postete sie Hilfsangebote für Opfer von häuslicher Gewalt. In ihrer Story – die Informationen werden also nach 24 Stunden wieder verschwunden sein. 

Es ist der Versuch einer Schadensbegrenzung, die viel zu spät kommt und viel zu klein ausfällt. Denn was bleibt, ist der Eindruck, dass Blake Lively ihr Publikum bewusst für dumm verkauft. Statt über ein ernstes Thema aufzuklären und ihre enorme Reichweite dafür zu nutzen, möchte die Ehefrau von Ryan Reynolds vor allem Profit schlagen. Klingelnde Kinokassen für den vermeintlichen Wohlfühlstreifen mit Blumenoptik sind für sie und ihr Portfolio natürlich super. Verkaufte Shampoos und Drinks dazu noch die Kirsche auf der Sahnetorte. 

Auf dem Rücken unzähliger (meist weiblicher) Opfer scheffelt Lively Geld. Gerade als Frau, deren Worte von vielen Menschen gehört werden, hätte sie sich der Verantwortung bewusst sein müssen, dass sie mit diesem sensiblen Thema angemessen sensibel umgehen muss. 

Ausgerechnet häusliche Gewalt zu verharmlosen, indem man den Stoff als blumiges Comedy-Produkt verkauft, ist gefährlich. Eines ist schon vor dem deutschen Kinostart von „Nur noch ein einziges Mal“ klar: Um diesen Image-Schaden zu kitten und das Vertrauen ihrer Fans zurückzugewinnen, dürfte Blake Lively sehr viel Zeit brauchen. 

Quellen: Auswertung des BMFSFJ / WHO