Schon jetzt fehlen Hunderte Pflegekräfte im kleinsten Bundesland. In den nächsten Jahren wird sich die Situation weiter zuspitzen. Mit einem Projekt will Bremen gegensteuern.

Schon jetzt fehlen Hunderte Pflegekräfte im kleinsten Bundesland. In den nächsten Jahren wird sich die Situation weiter zuspitzen. Mit einem Projekt will Bremen gegensteuern.

Nach der Teilnahme an einem Bremer Beratungsprojekt brechen nach Einschätzung der Verantwortlichen weniger Menschen ihre Ausbildung in der Pflege ab. 86 Auszubildende suchten sich im ersten Jahr des Projekts „Bleib dran an der Pflege“ Hilfe, wie Projektleiterin Anke Schmidt bilanzierte. Drei Viertel der Auszubildenden hätten sich schließlich entschieden, ihre Ausbildung trotz anfänglicher Bedenken fortzusetzen. 

Hunderte Pflegekräfte fehlen – Lage spitzt sich zu

Nach Zahlen der Arbeitnehmerkammer beginnen jedes Jahr rund 580 Menschen in Bremen eine Ausbildung als Pflegefachkraft, rund 30 Prozent brechen vorzeitig ab. Dabei brauche das kleinste Bundesland jährlich etwa 530 Absolventen im Bereich der Pflege, um den Bedarf zu decken. 

Schon jetzt fehlen Hunderte Fachkräfte in den Krankenhäusern und Hunderte in der Langzeitpflege, wie Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) sagte. Gleichzeitig seien immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen. Und die Lage spitze bis 2035 weiter zu, befürchtet Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer. „Danach wird es richtig schlimm.“

Bundesland mit den meisten Pflegekräften über 55 Jahre

Ein großes Problem in Bremen seien die vielen Pflegekräfte, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden. „Bremen ist das Bundesland, in dem die Pflegekräfte am ältesten sind“, sagte Heyduck. Mehr als 26 Prozent des Pflegepersonals in Bremen sei 55 Jahre oder älter. Innerhalb der nächsten zehn Jahre müsse deshalb eine erhebliche Zahl von junge Menschen oder Wiedereinsteiger für die Pflege gewonnen werden – das Beratungsprojekt sei eine von mehreren Maßnahmen. 

Bevor angehende Pflegekräfte ihre Ausbildung hinschmeißen, sollten sie sich im besten Fall mindestens ein Mal beraten lassen, wünscht sich Anke Schmidt. Die meisten Hilfesuchenden hätten Probleme im privaten Umfeld: Sie fänden keine bezahlbare Wohnung, verstünden die Sprache nicht, kämen mit dem Geld nicht aus oder bräuchten Hilfe bei Anträgen. „Nicht nur die Ausbildung an sich ist sehr anspruchsvoll und herausfordernd – auch der Alltag stellt sie häufig vor große Hürden.“ Mit Unterstützung könnten viele ihre Ausbildung fortsetzen.